Dschungeltour und Rucksackfall

24 09 2011

Sodele, mittlerweile wieder in La Paz, was nicht geplant war. Mein Rucksack ist also tatsaechlich als verloren abzuschreiben. Ja Lars, ich werde bestimmt nicht mit zuvielen Rucksaecken heim kommen. Vermutlich mit einem, aber sicher nicht mit dem gleichen, mit dem ich los bin. Danke fuer Deinen luschtigen Gaestebucheintrag. Daher habe ich in Rurrenabaque eine Woche mit Polizei und Busfirma diskutiert, gestritten, viel Zeit verplempert fuer bolivianische Unzulaenglichkeiten. Nebenher mit den 2 Chilenen, die ich angehauen habe, mir eine Zeugenaussage zum Rucksackfall zu schreiben eine 6-taegige Dschungeltour vorbereitet. Mit Guides gesprochen, Sachen gekauft, Proviant geplant,… Nach der Tour wieder nach La Paz, wo ich jetzt bin und hier mit Polizei, Busfirma-Hauptsitz rumstreite und aergere und Zeit verplempere. Ab Morgen kommt die Botschaft unseres Heimatlandes in´s Spiel, mal sehen, was die so drauf haben (mittlerweile ueberholt, die Botschaft kann nicht weiterhelfen, habe aber zu anderem Mittel gegriffen…braucht Bisle Zeit). Es folgt, wenn ich mal Zeit habe, ein ausfuehrlicher Bericht zum Rucksackfall. Kauft schonmal Mais fuer´s Popcorn und ein paar Flaschen kuehles, deutsches Bier und lockert die Lachmuskeln und freut euch, dass ihr in einem zivilisiertem Land mit (ueberwiegend und vergleichsweise total) ehrlichen, arbeitsamen Menschen lebt.

Dschungeltour: Wir haben also abseits der Touragentur-Mafia fuer etwas mehr als die Haelfte des Preises bei einem privaten Guide (der aber auch fuer Agentur arbeitet) eine Tour ausgemacht. Bzw. die beiden Chilenen Patricio und Irene, weil ich zu dem Zeitpunkt bei der Polizei auf dem Baenkle sass oder so. Bis auf ein Stueck bis zum Ort des Eindringens in den Dschungel haben wir alles zu Fuss unternommen und sind taeglich zwischen 4 und 9 Stunden gelaufen und so 3 Tage in den Dschungel rein und wieder 3 Tage zurueck gelatscht.

Am ersten Abend hat der eine Guide (sie haben uns zu zweit gefuehrt) sein traditionelles Ritual mit uns gemacht: Er hat 3 Coca-Blaetter aus der Riesentuete (in den Andenlaendern wird das Zeug ja gekaut, als Tee gebraut oder einfach nur als Kugel in den Backen gehalten oder zu feinem weissen Pulver veredelt…) geholt sie zusammengelegt und dann 2-mal durchgerissen, dann in eine kleine Kuhle im Dreck gelegt. Dann mit einem ueber 70-prozentigen „Schnaps“, das die Guides dann spaeter mit Flusswasser gemischt getrunken haben, ein Bisle drauf gespritzt. Darauf hat er dann 3 angezuendete Zigaretten gelegt, die dann von alleine abbrandten. Ist die Asche weiss, gutes Zeichen, Asche schwarz, schlechtes Zeichen. Dazu hat er dann zur Pachamama (Mutter Erde) gesprochen und gebittet, dass alles gut laeuft, dass wir ein paar Viecher sehen koennen, etc.  Wir haben ihm das Ganze nachgemacht und sollten natuerlich beim Ablegen der Blaetter und Spritzen des Hochkaraeters (in Coroico hat sich ein aelterer Stadtstreicher mit so einer Flasche neben mich gesetzt) gute und positive Gedanken haben, damit die Pachamama uns wohlgesonnen ist. Mir war das ganze etwas zu spirituell und haette der Aktion ein kuehles Dosenbier und einen flotten Trinkspruch vorgezogen, hab aber meine Aufgabe erledigt und zumindest keine schlechten Gedanken gehabt. So hat uns die Pachamama weisse Asche und eine schoene Tour mit Tieren beschert.

Am ersten Tag sind wir ca. 4h gelaufen und haben so am Rio Maije unser erstes Camp erreicht. Auf dem Weg schon einige Schmetterlinge, Acai-Frucht und -Baeume gesehen und probiert.

Tag 2: hat uns ein paar Affen (Loewenaffen) beschert. Ausserdem haben wir aus Bambusrohren Wasser getrunken, Irene und ich sind bei Bachueberquerung ausgerutscht und fast (Irene ganz) reingefallen und so waren die Schuhe das erste mal komplett nass. Was sich aber am naechsten Tag als scheissegal rausstellen sollte, als wir direkt in der Bachsohle ueber Stock und Stein und durch den Bach liefen und so alle nasse Fuesse hatten.

Ausserdem haben wir an Tag 2 die Cumbre (den Gipfel) ueberquert, da im Dschungelgebiet auch kleine Berge sind und man so auf die andere Seite und tiefer in den Dschungel kommt. Auf dem Weg haben wir (auch die Stadtmenschen) aus einem Nebenfluss Wasser getrunken. Abends hat der Onorio, der meistens auch gekocht hat, Champignons direkt aus dem Wald zum Essen dazugegeben. Da wir (die Chilenen und ich) beim Einkauf aufs Geld gekuckt haben gab es immer (Fruehstueck und ein Mittagessen am spaeten Nachmittag) Reis. Dazu konnte mit Bohnen, Linsen, paar Kartoffeln, Quinoa, Zwiebeln, gelben Rueben, Knoblauch ein Gericht gezaubert werden. Ich habe immer den Topf geleert. Unterwegs beim Wandern gabs Erdnuesse und Schokoriegel (legendaeres „Kilombo“ und das kleinere „Doplon“), streng portioniert, ab und an ein Stueckle zum Probieren irgendeiner Frucht aus dem Wald. Unser Guide Oscar erzaehlt abends von seiner Leidenschaft fuer Frauen und dass er sich immer freut wenn brasilianische und chilenische Models mit auf eine Tour kommen. Ausserdem von seiner Affaere und von seiner „formalen“, dauerhaften Freundin. Ausserdem, dass er frueher mal Musiker war (und damit auf Konzerten sein Geld verdient hat) und 3 Instrumente spielen kann (Guitarre, Klavier und ???Ziehhamonika??? habs vergessen). Nach Ankunft im Camp hatten wir im Fluss gebadet und ich habs beim Abendessen uebertrieben und 5 Teller gegessen, davon 2 kurz vor schlafen gehen, weshalb ich maessig schlief.

Tag 3: gabs die von der Manta Raya (so ein platter, giftiger Fisch, der glaub auf deutsch Rochen heisst) in kleine Kieselkulen abgelegten Eier am Flussrand zu sehen. Ausserdem Wildschweine, die den Fluss kreuzten (ca. 80 Stueck). Im Dschungel haben anscheinend mal die Inkas gelebt und es gibt Orte, wo sie alte Scherben gefunden haben. Wir haben Palmitos (Palmherzen auf deutsch??) frisch geerntet gegessen. Nachts losgezogen, um Tiere (v.a. Tapir) zu suchen bzw. warten bis er vorbei kommt. Tapir nicht gesehen. Dafuer „fauler“ Vogel, die Augen eines Rotwildes, 2 Baby-Caimane, einen schoenen Frosch auf einem Ast sitzend. Ausserdem ist ein Vogel vorbeigeflogen und dabei gegen meinen Kopof gekracht. Um die Ameisen von den Schlafstaetten wegzulocken hat der Fuehrer Wasser mit Salz und Wasser mit dem die im Fluss gefangenen kleinen Fischle geputzt wurden ausgeleert. Der andere Fuehrer, Oscar, hat mir aus Lianenstraengen einen Flaschenbehaelter gebastelt.

Tag 4: Affen von weit gesehen. Tapir von weit gesehen. Lúcuma (Marzipangeschmack), Balsaholz (die schwere Sorte; die leichte wird ja im Modellbau verwendet), Honig-„Nest“ im Baum in der Naehe des Camps, den wir dann spaeter geerntet und gegessen haben. Roh und in Wasser gefuellt=Honigwasser, Manta Raya (dieser Rochen) im Bach gesehen, Dusche im tropischen Regen, Knoblauch des Dschungels (von einem Baum), Adler. Die Bohnen des Essens haben „angetrieben“ und so hatten wir das bei der Nachtwanderung als Gespraechsthema, nachts ausserdem Schildkroete und in der Daemmerung ein paar Voegel (z.B. oropendula=Goldpendel, der so ein Pendelfoermiges Nest an den Aesten haengen hat, ausserdem luschtige Geraeusche macht so wie Wassertropfen in einem grossen Raum mit viel Resonanz) gesehen, tags hatte Fuehrer Onorio so einen weissen Wurm roh gegessen, „Schreiner der Erde“ in seinem in die Erde gebohrten Loch gesehen, Bromelia-Blueten, wir finden ein paar blaue Federn von irgendeinem Vogel.

Tag 5: Die Bohnen „treiben“ immer noch an, Tapir am Bach Bisle besser gesehen, Duschen unter dem kleinen Wasserfall, erstes Mal gibts neben Reis auch Nudeln, die Fuehrer und die Chilenen erzaehlen ein paar Mythen/Geschichten ihrer Laender, riesengrosse Gluehwuermer.

Tag 6: Rueckkehr, Feder vom Vogel „Pava“ als Erinnerungsstueck gefunden, es regnet stark und wir stehen eine halbe Stunde unter, wir essen Caña (Zuckerrohr) und kommen an Yuca-Pflanzen vorbei (beides schon wieder ausserhalb des Dschungels, wo die Leute das anbauen)

Schoenes Erlebnis fuer mehrere Tage im Dschungel zu leben, ein paar Tiere zu sehen und ein Bisle was zu lernen.
Die letzten Wochen einige Bilder hochgeladen aus August und September. Aber noch wenig beschriftet, Ordnung fehlt noch und in beiden Monaten werden noch Bilder zwischen rein geschoben.

Adele aus La Paz: Wetter wechselhaft, regnet immer mal wieder. So wie heute morgen. Schattige ca. 10 Grad.



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