Herr Ulmer!

8 06 2010

Sodele, die Abschiedstraenen sind getrocknet und jetzt hock ich auf der Isla in einem Internetcafé zwischen den venezolanischen Chicks und sende nach kurzer Orientierung im spanischen Windows die ersten Meldungen ins Heimatland. Am Sonntag beim allerletzten Treffen am schoenen Neckarstrand noch ein paar Beers, paniertes Schnitzel mit Salat, Kartoffelsalat und Extraportion Spaetzle gegessen gings dann am Montag los: Frueh (entschuldigt, die lateinamerikanische Tastatur kennt keine Umlaute) am Morgen sind wir also von der schoenen Bischofsstadt gestartet und waren auch puenktlich trotz zaehem Verkehr, um kurz nach 9 am Flughafen Frankfurt. Am Condor-Check in-Schalter war nicht viel los und ich bin gleich dran gekommen. Leider die erste schlechte Nachricht: Die Schnitte wollte mir keine Boardingkarte geben, weil ich ja kein Weiter- und Rueckreiseticket habe, um den Einreisebehoerden nachzuweisen, dass ich innerhalb einer bestimmten Zeit wieder ausreise und auch nicht zum Scheinasylant werde. Also gut, die Ausreden hatte ich ja schon zurecht gelegt: Habe beim Generalkonsulat Venezuelas in Hamburg angerufen und die meinten, es ist nichts noetig zur Einreise (schriftliche Antwort aus Berlin war anders, aber das muss ja keiner wissen). Ausserdem hat die Internetseite des Auswaertigen Amtes genau das vor Kurzem aus Ihrem Text genommen. Naja, hat aber nix genutzt und da hat die Schnitte Ihre Kollegin gerufen (ich bin ja extra zu einer hin, bei der ich mir gute Chancen ausgerechnet habe), die dann bei irgendeiner Stelle in Frankfurt angerufen hat.
Die Zwischenzeit hab ich schonmal damit verbracht, die Schnitte in einen Small Talk zu verwickeln. Meinen Platz im Condorbomber hat sie mir auch schonmal eingetragen. 10 Minuten spaeter kam die andere Tante dann zurueck und hat schon den Kopf geschuettelt, schlechte Nachricht, blablabla und sie muessen ja Strafe zahlen, wenn einer abgelehnt wird und wieder zurueckfliegen muss. Ich solle mal zum Ticketcenter von Condor gehen und einen Nachweis (sprich Ticket) organisieren. (Zwischenbemerkung: Wenn hier manchmal wirres Zeug steht, wars die spanische Rechtschreib- und Grammatikkorrektur…) Alles klar, die Olle dort war nicht sonderlich freundlich und hat mich zu Reiseagenturen um die Ecke oder anderen Fluganbietern geschickt. Klar, Condor verkauft ja sonst keine Tickets. Also, rum ums Eck. Die Airline dort mit den arabischen Schriftzeichen war nix fuer mich, schliesslich wollte ich ja auf die Isla und nicht in ein Terrorcamp in der Wueste. Deshalb zu Obamas (hier gibts wohl auch kein “Apostrof oben”) Jungs von American Airlines. Im Yes we can-Stil hab ich ihm das auch flugs verklickert. Er war jedoch nicht so der Wir schaffen alles-Typ und hatte etwas Schwierigkeiten, die Situation komplett richtig zu verstehen. Auxh hatte er nicht so ganz dran gedacht, dass ich vielleicht nicht grade Stunden Zeit hatte. Es erinnerte mehr an das “Manana, manana” meines Reiseziels. Aber er war sehr freundlich und hat sich stark bemueht und ist dann meinen Ansagen und Unterstuetzungen gefolgt. Seine amerikanischen Kumpels wurden auch immer mal wieder hinzugezogen und so konnte ich auch gleich noch mein Englisch testen. Alles klar, hin und her, laber laber, wusste er dann auch irgendwann Bescheid, dass ein Flieger raus aus Venezuela reicht, egal wohin. Gelandet ist er dann bei einem Flug von Caracas nach Sao Paolo. Wunderbar hab ich mir gedacht, vielleicht kann ich den ja dann sogar nutzen und eben schon frueher nach Sao Paolo, bin ja flexibel. Nach etwas Nachbohren hat sich dann rausgestellt, dass die 2200 EUR fuer einen Flug von Caracas nach Miami und dann erst nach Sao Paolo gedacht sind. Ja klar, Bandito, da machen wir doch lieber nur Caracas-Miami fuer 800 Euronen. 2200 haette ich auch nicht auf der Kreditkarte gehabt, da haett ich dann noch Papa anpumpen muessen.
Zwischenzeitlich noch druebernachgedacht, wenn ich jetzt bei Bezahlung noch die PIN der KK eingeben muesste: Weiss ich die denn??? OOOoops, hab zwar ein paar Probeabhebungen gemacht, aber die Nummer mir noch nicht gemerkt und eine Notiz dazu in den Sachen meines Alltags hinterlegt. In Rottenburg. Kurz abgecheckt war es dann aber mit unterschreiben getan. Sauber. Der nette Mann hat mir dann das Ticket noch mit 3 Kopien uebergeben, da ich das ja an die Airline zurueckschicken kann, um angeblich die komplette Kohle zurueck zu bekommen. Und die Post in meinem Zielgebiet ist ja unzuverlaessiger als die Deutsche. Die Tickets geschnappt und ab zum Condor-Schalter zu meiner Bekannten. “Herr Ulmer” hat sie dann auch schon auf 10 Meter Entfernung gerufen. Ticket hingeknallt, alles klar. Sie hat glaub ich nicht mal auf das Datum des Flugs gekuckt. Aber gut, Hauptsache ich bin dabei. Musste dann auch gleich Richtung Gate und nach einer kurzen Verabschiedung von den Eltern hab ich mich dann in der Schlange bei der Gepaeckkontrolle wiedergefunden. Da wurde der Flug auch schon ausgerufen. Jetzt blos nicht auf das letzte Stueck alles vergeigen. Hat dann aber noch gut gelangt und wir mussten noch auf Umsteiger warten. Im Bomber drin hatte ich einen laessigen Platz in der mittleren Reihe und alle 3 Plaetze alleine, hat die Schnitte gut gemacht. Kurz nach dem Start aber die naechste schlechte Nachricht: kein frei Saufen fuer die Holzklasse. Naja, wenigstens einen Drink (meine Wahl natuerlich Bloody Mary) gabs for free. Zwischen chillen, pennen, lessen, Condorkino kucken hab ich mir dann nochmal den Text des Auswaertigen Amtes reingezogen, weil ich mir nicht ganz sicher war, ob die 90 Tage als normal maximale Aufenthaltsdauer richtig waren, die die Condor-Tante erzaehlt hat. Na klar, es waren 60! Und mein Miamiflug war genau 90 Tage spaeter. Super, alles fuer den A… oder was? Das Feld “Rueckreisetermin” im Immigrationswisch erstmal freigelassen. Hab dann mal die nette Flugbegleiterin ausgefragt und sie hat noch nie von Problemen gehoert. Alles klar, wird schon klappen. Bomberpilot Felix hat uns dann sauber ueber den grossen Teich gezirkelt und nach einer Zwischenlandung auf Antigua sind wir dann noch ruebergehuepft auf die Isla de Margarita. Beim Anstellen am Integrationsbehoerdenschalter schonmal ein paar Ausreden auf Spanisch zurechtgelegt. Hat dann aber anstandslos geklappt und alle Stempel wurden vom toppmotivierten Mitarbeiter reingenagelt.
Zuerst alle wichtigen Unterlagen diebstahlsicherer verpackt und dann durch eine Gepaeckscannung raus in die Flughafenhalle. Dort stand ein nett aussehender Typ von FTI-Tours, den ich dann gleich mal angelabert habe, ob er auch in mein Fischerdorf faehrt. Klar, 50 lokale Steine (Taxi kostet 60-70) und ich bin dabei. Sein Fahrer mit leichter Alkoholfahne hat dann auch gleich mit seinem Kumpel besprochen, wo meine kleine Pousada (Hostel) in dem Kaff liegt und kurz spaeter gings los. Geld musste ich erstmal keins ziehen, weil der Hollaender von FTI-Tours mir im illegalen Tausch 1 zu 8 statt ca. 1 zu 5 offiziell aus dem Automaten angeboten hat. Hab dann gleich mal 100EUR Notfallreserve investiert und so die ersten Kosten fast halbiert. Da lacht das Schwabenherz. Der Hollaender hat mir dann noch angeboten am Mittwoch an seiner Inselrundfahrt teilzunehmen und er koenne mir auch meine Weiterreise ans Festland und Richtung Brasilien organisieren. Der Fahrer ist gut geheizt und so war ich in der Daemmerung (es wird dort frueher dunkel) im Hostel. Schnell eingecheckt und mit dem Hostelbesitzer geplaudert, die Umgebung ist sicher, man kann auch nachts raus. Super, also war der Einkauf von Wasser und Bier auch gesichert. Ausserdem konnte ich mich dann im Internetcafé noch schnell daheim melden. Die ortlichen Moskitos haben mittlerweile schon ordentlich von meinem guten Blut gekostet (es gibt aber keine schwerwiegenden Krankheiten, die auf der Isla per Mueckenstich uebertragen werden) und es war noch ordentlich heiss. Das Internetcafé war leider voll. Es gab aber noch eins drueber und ein anderer Typ, der grade surfen wollte hat mich dann ueber den Hinterhof in den ersten Stock mitgenommen. Leider grade zugemacht. Weil ich ja so venezolanisch ausseh hat er dann noch irgendwas an mich hingelabert. Habs dann einfach nicht kommentiert. Im Zimmer (mit Klima, grossem Bett, Ecke mit Klo und Dusche und sogar Kuehlschrank und Glotze) dann noch 3 Pfuetzen des “Solero”-Six packs (hat 6,0 Umdrehungen) klargemacht, eine Art Pitabrot gegessen und dann ins Bett, nach alter Zeit wars ja mittlerweile 3 Uhr nachts. Der Hollaender hat mich aufgeklaert, dass die Zeitverschiebung 6,5h ist. Meinen auf der Reise als Erstes getroffenen Mitbewohner war ein Kaefer, der unter den Bodenplatten verschwunden ist. Die vorher angemachte Klima hatte noch nicht alles geschafft und so war der Schlaf immer mal wieder recht unruhig, aber doch besser wie gedacht.
Trotzdem dann um 6 schon aufgestanden. Erstmal alle moeglichen Dinge an die verschiedenen Orte sortiert, weil ja noch alles flugreisenpassend verpackt war, kalt geduscht (es gibt kein warm) und dann raus. Richtung Meer und abgebogen Richtung dem etwas entfernt liegenden schoensten Strand der Gegend (Playa Caribe), wohl einer der schoensten der Insel. Durch eine etwas schaebige Gegend mit rumlungernden und mich ankuckenden Typen raus aus dem Kaff. Dort war es mir dann etwas zu verlassen, um gleich am ersten Tag weiter zu laufen. Deshalb noch Panorama vom Doerfle und der Bucht geschossen und dann zurueck gelatscht. Bissle am Strand gechillt, paar Fotos gemacht. Danach am oertlichen, recht rustikalen Fischmarkt (Fahrradreifen wurde mit Fischmesser bearbeitet) ueber eine Stunde auf dem Buergersteig gehockt und alles beobachtet. Die Fische liegen da in der Hitze auf Holztischen, werden in grossen Stahlkisten gelagert, es laeuft karibische Musik und die ganzen Leuten trinken schon (so sah es zumindest aus) Cocktails. Eine interessante, weisse Pampe, die mit Strohalm getrunken und aus seiner Kuehlbox vom Fahrrad verkauft wird, haett mich da gleich mal gereizt, habs dem Koerper zuliebe erstmal gelassen und vertagt, wenn sich der Koerper zumindest mal Bissle eingewohnt hat an Klima, Essen, Uhrzeit. Danach noch Bissle im Doerfle flaniert. Dort war dann auch alles etwas gepflegter, inlusive der Leute. Ueberall im Dorf gibts kleine Strassenstaende mit Fritiertem, Burgern, Sandwichs und Cocktails (sah auch an zwei Staenden nach Caipirinha und Frozen Margharita aus). Bananen gibts direkt vom LKW. Im Supermarkt Fruehstueck, im Laden einen Kaffee (unter ein Euro) gekauft und am Promenadenpark gefruehstueckt. Spaeter im wohl temperierten Zimmer noch etwas gechillt, geschlafen und Copa Libertadores (Chivas (Mexico) gegen Libertad (Paraguay)) gekuckt. In einem Telefonierladen (man bekommt dann so eine Box, die erste hat natuerlich nicht funktioniert…) versucht den Hollaender zu erreichen, um mich fuer die Inseltour morgen anzumelden, hat aber noch nicht geklappt. So sitz ich jetzt im Internetcafé und hab den ersten Bericht getippelt. War viel zu lessen, aber keine Angst kuenftig wirds bestimmt nicht so detailliert, nur um mal jetzt die ersten Eindruecke (hab bestimmt noch Einiges Erwaehnenswertes vergessen) etwas rueber zu bringen. Gruessle ond Adele von der Isla.
Bilder siehe auch Bildergalerie (wenns gleich klappt mit Hochladen; gebt mir Bescheid, wenn die Qualitaet nicht gut ist). Bilder vom Flughafen folgen.

Juan Griego, Isla de Margarita, Venezuela; Temp.: ueber 30 Grad, Luftfeuchte: hoch



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