Ein Monat…

28 03 2012

…an Bildern: Die letzten Tage in Chile und ca. 3 Wochen Ecuador. Jetzt online unter „Bildergalerie“.

Berichterstattung zur Champions League (Santiago de Chile nach Cuenca, Ecuador, in einem Rutsch) muss noch etwas warten.

„Reisebekanntschaften“ konnte mal wieder aktualisiert werden.

Adele aus Quito, Ecuador: Jeden Tag wechselhaftes Wetter. Sonne, wolkig, viel Regen, Nebel, warm, kuehl. Alles ca. zwischen 15 und 20 Grad.



Mano de Hacha

5 03 2012

Sodele, eine knappe Woche war in Santiago eingeplant, um verschiedene Freunde zu treffen und um noch ein paar Besorgungen zu machen, bevor es aus Chile raus gehen sollte. Besorgt habe ich nicht alles aber das Wichtigste schon. Ausserdem die wichtigsten Kandidaten getroffen und endlich in die Klassiker-Kneipe „Piojera“ gegangen, um den beruechtigten „Terremoto“ (Erdbeben) zu probieren. Ein aus einem Vorprodukt von Wein mit Fernet gemischter Drink, wo dann noch Eis hinzugefuegt wird. Anscheinend soll der einen umhauen und man kann da nur ganz wenige davon trinken, manche sind nach 2 schon Besoffen. Ich habe mir einen gegoennt, um das mal zu testen und wir (war dort mit Catalina) haben uns waehrenddessen von diversen Besoffenen ihre Geschichten anhoeren muessen. Kurz spaeter sind wir wieder gegangen in eine andere Bar, ich stark enttaeuscht, weil gar nix von der ueberragenden Wirkung gespuert. Ist aber auch klar: Was soll ein Vorprodukt von Wein mit ein Bisle Fernet schon machen? Wieder mal einen Mythos entlarvt.

Mittlerweile hatte ich ein neues Handtuch: mit Tita in Ancud getauscht. Sie wollte mein buntes in Belgien gefertigtes und in Bolivia erstandenes haben. Ich habe mir dafuer eins mit der Aufschrift “Claudio” ausgesucht. Fortan war also duschen mit Claudio angesagt. In Santiago stellte ich dann fest, dass es “Made in Germany” war, und zwar Egeria. Ur-Schwaben wissen natuerlich, dass Egeria in Tuebingen fertigt (oder fertigte?). Welch Zufall! Schoen wars, weil als ich mit Patricio in den sog. Cajón del Maipo in der Naehe (gut 2 h) von Santiago gereist bin, habe ich das neu erstandene Handtuch im Hostal liegen Lassen. Abgesehen von ein paar alten Socken, die irgendwann mal gefehlt haben (schon lange her), ist das auf der Reise das erste Mal, dass ich irgendwo etwas liegenlasse (Glaube ich!). Jetzt bin ich also in Ecuador, wo ich vorgestern nach einem 3,5 Tage-Ritt (Bericht sollte folgen) angekommen bin, schon mal am kucken, um bald ein neues, luschtiges Handtuch zu haben. Mit Patricio sollte ich also in den Cajón del Maipo (Schublade/Kasten (geografischer Ausdruck) des Maipo (der Fluss)) zu dem Haus seiner Frau gehen, das in Baños Morales liegt. Mit U-Bahn und Ruempelbus bin ich in eine Kommune an der Strasse auf dem Weg nach Baños Morales gekommen. Patricio hat dort einen Haeuslesbaukurs mit “Super-Adobe” (das sind Steine aus 90 Prozent Dreck und 10 Prozent irgendwas anderes, was ich vergessen hab, glaube Zement) belegt, weil er und seine Frau dieses Jahr noch ein Haeusle bauen wollen. Ich hatte bis zum Ende des Kurses noch viel Zeit und so kaufte ich mir in einem kleinen Bistro an der Strasse eine Empanada mit Ziegenkaese, Tomate und Basilikum und 2 kleine, hausgemachte Broetschen. Beides im brennholzgefeuerten Ofen vor dem Haus gemacht. Mit den Eltern der Eignerin, die ihre Tochter an diesem Tag vertraten kam ich ins Gespraech als ich draussen am Strassenrand ass. Spaeter luden sie mich netterweise zum Mittagessen (ganzes Gegele und Gemuese, beides im Ofen gegart) ein. Spaeter gings mit Patricios Auto zum Haeusle.

 Wir hatten am ersten Tag eine Wanderung unternommen, ein Tal hoch, an einer Lagune vorbei, bis unterhalb eines (mittlerweile sehr verkuemmerten, da stark geschmolzen) Gletschers. Abends kochten wir was nettes und im Esszimmer raeumte ich den Tisch frei. Da viel eine meiner uralten und daher wenig standfesten Wasserflaschen um. Im Umkippen stoss die Flasche mit einer Buddafigur zusammen, die am Tischrand stand. Der Budda, wenig standfest, fing auch an zu kippen. Da schoss es mir spontan durch den Kopf: “Scheisse, jetzt bist du hier eingeladen und da machst du was kaputt”. Zeitgleich beugte ich mich dank noch immer gut funktionierender Reflexe nach vorne, um mir den Budda zu schnappen, bevor er nach hinten kippt. Allerdings wurde dann klar, dass es sich nicht um einen DIN-Schreibtisch handelte, sondern um irgendeinen Tisch in der chilenischen Cordillera. Er war also zu breit fuer meinen Oberkoerper. Die nun einzig noch moegliche Rettungsaktion fuer den Budda waere gewesen, mich tollkuehn ueber den Tisch zu hechten, im Stile eines albernen Louis de Funès-Bloedelfilms. Klar ist aber auch, dass in besagten Filmen die Szene mit einem zerstoerten Tisch (und all dem darauf stehenden natuerlich )und viel Aerger endet. Blieb also nur noch Plan B: Hoffen! Ich hoerte, wie der Budda auf die dahinterstehende Bank purzelte. Kurze Hoffnung, er koennte ja dort liegenbleiben und eventuell mit dem Schrecken davon kommen. Er purzelt weiter und kommt hoerbar auf dem Boden auf. Das Geraeusch war nicht eindeutig das eines zerbrochenen Buddas. Es keimte also erneut Hoffnung auf, gepaart mit dem Zweifel, dass es sich ja schon angehoert hatte, als ob was zerbrochen war (Kurzes Quiz einschieben fuer die Lehrer und Norddeutschen, die denken, sie koennen besser Deutsch als Schwaben: ist das “war” hier grammatikalisch richtig. Die Loesungsvorschlaege bitte ins Gaestebuch, es gibt nix zu gewinnen, ausser vielleicht eine Nennung in einem meiner Berichte, unter verschluesseltem Namen natuerlich, da ich keinen Aerger mit den Datenschutzfuzzis im Europaparlament moechte (hehe, hab gestern Nachrichten gesehen)). Dem (Geraeusch von Zerbrochenem) war auch der Fall, aber der Budda war mir gnaedig und nur der Sockel war gebrochen. Uebrigens ist mir in diesem Moment als bekanntem Kultur-, Kunst- und Religionsbanausen erst aufgefallen, dass dort ueberhaupt ein Budda stand. Patricio nannte mich dann einen “Mano de hacha”, was soviel wie Axthand heisst und in Chile fuer ungestuehme Zerstoerer verwendet wird. Ist mir normalerweise nicht zu eigen aber traf hier gut zu. Am Abreisetag stellte Patricio den Budda in eine mit Kieselsteinen gefuellte Glasform und kascierte so geschickt den Schaden. Der Budda gehoert seiner Frau Irene.

Am Folgetag sind wir noch im Thermebecken (frische 22 Grad) abgehaengt, das Patricio als “Sopa de Zapallo”, Kuerbissuppe, bezeichnete. Auf dem Rueckweg tranken wir im Auto Mate und bei Patricio zuhause, wo ich vor der Fahrt nach Ecuador eine Nacht pennen sollte machte ich gut 2kg Brot. 4 Brote, 2 mit Oliven, 1 mit Knoblauch, 1 mit Tomate und Basilikum. Waehrend ich den Teig ofenreif knetete kochte Patricio und zeigte mir ab und an Sachen im Internet im PC, der auf dem Tisch stand. Irgendwas musste ich in der Kueche holen und so zirkelte ich mich aus der engen Geschichte zwischen Tisch und Stuhl. Beachtete dabei aber nicht das auf dem Tisch liegende Holz-Schneidebrettle mit den gewuerfelten Oliven, das wohl teilweise ueber den Tischrand geragt haben muss. Das Unheil nahm seinen Lauf, diesmal gab es keine Rettungsaktionsalternativen und wenn es sie gegeben haette, waere das Manoever an zu schlechter Reaktion gescheitert. Bin ja kein Bundesliga-Torwart oder Volleyballbundesliga-Libero. Ausserdem machte mir da wohl mein Geschlecht einen Strich durch die Rechnung. Weil Teig kneten, in einer fremden Sprache reden und zuhoeren, ab und an in den PC zu kuecken und dann noch aus so engen Verhaeltnissen beim Aufstehen rauszirkeln hat mich eindeutig ueberfordert. Zuviele Dinge auf einmal. Das Brett purzelte also knallend zu Boden. Um gar nicht lang um den heissen Brei rumzureden: Das Brett verlor seinen Griff, er brach ab. Ich hatte also meinen neuen Titel “Mano de hacha” nochmals unterstrichen. Patricio nahms wieder locker, trotzdem war es mir natuerlich unangenehm. Spaeter kamen dann die Eltern (vor allem der Papa zeigt sofort und den ganzen restlichen Abend mit deutschen Zitaten, knackig vorgetragen, seine Liebe zu Deutscheland, die Schwester von Irene hat einen deutschen Mann und lebt mit ihm und Kindern in Berlin) von Patricio`s Frau Irene heim und ganz spaet, weit nach Mitternacht gegen 1 Uhr, kosteten wir dann das frische Brot und alle Zerstoerungswut war vergessen. Das Brot kam gut an.

A continuación: Champions League: Der Ritt von Santiago de Chile nach Cuenca in Ecuador. 4 Busse, viele Filme, 2 Grenzuebergange, darunter einer der heikelsten auf dem Kontinent.

Adele aus Cuenca, Ecuador: angenehme 15-20 Grad, morgens bewoelkt, nachmittags kommt die Sonne raus. Ich bin auf gut 2500 Hoehenmetern. In Ecuador gibt es nicht den klassischen Sommer und Winter (da es um den Aequator liegt), sondern der Winter und Sommer wird hier nach Regenzeiten eingeteilt. Es gibt dabei 3 Haupt-Klimas (oder Klimen?): Im Regenwald, in den Bergen und an der Kueste.