Lernen Sie portugiesisch in 1h
28 06 2010Sodele, anstatt nur bis Boa Vista zu fahren, bin ich direkt bis nach Manaus durchgefahren. Der Nachtbus ab Ciudad Bolivar ist am Di. um 21 Uhr vom Flughafen gefahren. Um 17 Uhr bin ich aber schon zum Flughafen, um nicht im dunkeln laufen zu muessen (ca. 30 min.). Im Gebaeude konnte man sich aber im Aufenthaltsraum platzieren und in der Glotze glotzen oder lessen. Meine Nebensitzerin im Bus war eine nette mittelalte Frau aus Ciudad Bolivar, mit der ich mich wackere 20-30 min. unterhalten konnte. Schlafen war eigentlich ganz passable. Leider gabs aber bestimmt 3-4 Kontrollen, bei denen Soldaten oder Polizisten an Bord kamen und Paesse kontrolliert haben. Um 7 Uhr am naechsten Morgen kamen wir in der Grenzstadt St. Elena an. Man haette ab Ciudad Bolivar auch einen direkten Bus nach Boa Vista nehmen koennen, allerdings waere das 75 (nach St. Elena) plus 30 bsf (weiter nach Boa Vista) gekommen. Der Bus ab Flughafen nach St. Elena hat aber nur 50 bsf gekostet. Leider dann in St. Elena gleich die erste schlechte Nachricht des Tages: Der Bus weiter nach Boa Vista fuhr nicht vom Terminal (ausserhalb der Stadt), sondern von irgendwo anders, vermutlich von der Grenze (auf der anderen Seite der Stadt, auch ausserhalb. Dann die uebliche Antwort: Taxi dorthin nehmen. Kostenpunkt 50 bsf. Plan B war dann, eine argentinische Schnitte (Sol) anzuschwaetzen, die dann fuer mich recherchiert hat: In der Stadt gibts Taxis bis zur Grenze fuer nur 10 bsf. Und die Stadt ist ca. 3km entfernt. Alles klar, Rucksack aufgeschwungen und losgelatscht. 2 Typen, die auch den Weg gelaufen sind angelabert und der zweite hat sich ein Herz genommen und mich bis zum Taxistand im Staedtle begleitet und auch den preis klargemacht. Allerdings sollte das Taxi erst noch voll gemacht werden. Und dabei war doch Ziel, den Bus um 8 Uhr zu bekommen, um in Boa Vista vor Besteigen des naechsten Nachtbusses D-Ghana kucken zu koennen.
Mein Begleiter hat mir noch ein Zettele von irgendetwas Religioesem ausgehaendigt und ich hab mit ihm mein Brot und den Kaese, den mir die nette Manuela aus Muenchen am Tag davor in Cd. Bolivar gekauft hat, geteilt. Kurz spaeter war das Taxi komplett und wir sind zur Grenze, was zum Laufen wohl starker Tobak gewesen waere. Fast haetts geklappt, dass das Taxi ohne Bezahlen abgedampft waere, aber da hat er nochmal zurueckgesetzt. Stempel abholen war locker. Danach wieder Sol mit Ihrem Macker getroffen, die es wohl auch nicht schneller zur Grenze geschafft haben. Zwischendurch noch den Busfahrer eines der Busunternehmen (fuer 30 bsf lt. Auskunft in Cd. Bolivar, also die perfekte Wahl), die nach Boa Vista fahren interviewt, weil der grade da stand. In 40 min solls losgehen. Mit den beiden Argentiniern dann den Weg Richtung Immigration von Brasil genommen. Im Vergleich zur litauisch-weissrussischen Grenze locker. Die brasilianische Tante hat nach der geplanten Aufenthaltsdauer gefragt. Geschaetzt sind das inkl. den Amazonas hoch zur Grenze nach Kolumbien knapp 15 Tage. Habe 30 angegeben und gesagt, dass man es als Rucksacktouri nie genau weiss. Sie gibt mir 20 Tage war dann die Antwort. Also auch in Brasilien haben sie es nicht kapiert, dass es doch gut fuers Land ist, wenn Touris da sind. Wie die meisten anderen Laender in Mittel- und Suedamerika ist die normalerweise erlaubte Aufenthaltsdauer 90 Tage! Habs dann hochgehandelt auf 30 Tage, kann ja sein, dass sich die Plaene aendern.
Der erste Geldautomat nach der Grenze hat mal wieder nicht mit der Visa funktioniert und so war beim Busticketverkauf gleich wieder handeln angesagt, was das ganze in bsf oder Dollar kostet. Vom Bus des bevorzugten Unternehmens haben wir nur noch die Ruecklichter gesehen. Die Beiden haben leider etwas getroedelt, ausserdem hatte Sol keine Gelbfieberimpfung (normalerweise Pflicht bei Einreise nach Brasil) und sie mussten sich noch informieren, wo sie das mal schnell herbekommt. Den Grenzern haben aber nicht gefragt. Dollar hat die Tante keine genommen, also kurz vor Abfahrt schnell die letzten bsf investiert und los gings. Auf einer abschuessigen Strasse hats der fahrer gut laufen lassen und so waren wir (5 Passagiere) in gut 2 Stunden schon in Boa Vista, Fussball kucken war also gerettet. Erstmal hats mir allerdings die Schuhe ausgezogen: Nachtbus nach Manaus =100 Reais (Ca. 45 Euro). In Doollar haette das fast die ganze Notfallkohle aufgefressen, also mussten Reais her. Info ueber Geldautomaten: Im Zentrum, Taxi nehmen. Klar, immer schoen die Taxis auslasten. Weitere Meinung ergab Geldautomat im Hospital nebendran. Dort hats nicht funktioniert, aber in der Naehe war eine Tanke, wo zumindest mit EC Kohle zu holen war. Zurueck im Terminal gemuetlich Sieg gegen Ghana genossen und in den Bus. Der hielt an jeder Milchkanne und sogar zum Abendessen in einem Kilorestaurant (ueblich hier, man bezahlt nach Gewicht). Dort gabs auch die atemberaubendste Klospuelung, die ich je gesehen hab: Das Wasser knallt waagrecht in Kaercherdampfstrahlermanier durch die Schuessel. Und das in Laendern, wo das Papier nicht in die Schuessel geworfen werden darf. Auch in der Nacht hat die Karre staendig gehalten und so war wieder maessiges Schlafen angesagt. Und noch eine Kontrolle, bei der die Jungs die Paesse sogar mit raus genommen haben und wohl auch das Gepaeck gesichtet haben. Allerdings wird einem in Brasil schonmal “Gute Reise” von den Kontrolleuren gewuenscht. Dieser Bus kaelter als der andere (hier in Suedamerika wird in Gebaeuden und Gefaehrten alles gnadenlos runtergekuehlt) So, dass man sich in Winterkleidung huellen muss. Schwachsinn! Um 10 waren wir in Manaus und mein Tipp von Dominik (Cd. Bolivar) war das Hostel Manaus. Keine Ahnung wo es liegt. Deswegen erstmal mit Haenden und Fuessen das erste Mal Stadtbus fahren und so hab ich mich ins Zentrum gezirkelt und in der Naehe des Hostels hat man mich rausgelassen. Ab hier begann dann mein Portugiesisch-Crashkurs. Das Vokabular ist sehr einfach zu merken und ohne Vorkenntnisse zu erlernen. Die Ausgangsfrage ist einfach nur das Wort “Hostel Manaus?”. Moegliche Antworten, beschrieben ist dabei immer zuerst die brasilianische Sprechweise und dann die deutsche Bedeutung:
Das ist dort hinten, nicht weit weg – Keine Ahnung, wo dieses Hostel ist
Dort hoch und die erste rechts, dort ist es dann schon – keine Ahnung, aber versuchs doch mal dort
Dort hoch (genau die gerade gekommene Richtung, Anm. der Red.) und dann links und dann ist es links – Aetsch, Baetsch, es ist doch dort, wo Du gerade hergekommen bist.
Am Platz San Sebastian, das ist 200m diese Richtung – Hol Dir doch Deinen Sonnenbrand. Es sind nicht 200m, sondern ein guter Kilometer.
“Hostel Manaus? Kenn ich nicht!” – Ich arbeite zwar 400m davon entfernt, kenn e saber trotzdem nicht.
Ungefaehr 1h spaeter war ich dann nassgeschwitzt und angekommen. Der entscheidende Tipp kam ausgerechnet von der Konkurenz (Hotel Manaus), wo die Zimmer ca. 80EUR kosten.Wie man sieht, erlebt man bei den Reisen von A nach B oft die interessantesten Sachen.
Das Hostel hier ist recht nett, mit Kueche. Leider kein Internet fuer Umme. Den ersten Tag das Leben auf der Strasse genossen, was im Vergleich zu Venezuela deutlich quirliger ist. Schon mal den Hafen gesehen, wo die ganzen Schiffe ablegen. Ausserdem endlich Bargeld, um auch mal was zu kaufen. Ueberall laeuft hier Musik auf den Strassen und in den Laeden. Abends sind dann auch noch 2 Vollgasrucksacktouris aus Goeppingen aufgekreuzt, die in Schlag auf Schlag-Manier sofort auf die Piste sind. Ich hab derweil lange mit einem Brasilianer (Fillipe) gesprochen, ueber Land und Leute. Spaeter waren wir noch in einer Kneipe um die Ecke, das seit ueber 40 Jahren von einem 73-jaehrigen Portugiesen gefuehrt wird, der auch noch jede Nacht bis Schluss da ist. Endlich kann man auch im Dunkeln auf die Strasse gehen. Die letzten Tage bin ich viel durch die Stadt geschlendert, Essen und Trinken an Strassenstaenden probiert, auf Maerkten rumgelungert. Aehnlich den Empanadas in den spanischsprachigen Laendern gibts hier Panels, gefuellt mit Fleisch oder Kaese. Trinken kann man z.B. Kokoswasser direkt aus der Kokosnuss mit dem Strohhalm (der Rest des Fleisches laesst sich hinterher im Mixer in den Fruchtsaft mixen) Mit Fillipe konnte ich einige einheimische Spezialitaeten sehen und auch probieren. Eine Pflanze betaueubt einem den ganzen Mund. Die lokalen Fruechte sind Cupuacu und Acai.
Die Menschen sind ueberwiegend freundlich, offen sowieso. Bei Fillipe hab ich dann schon eine Anlaufstation, falls ich nach Sao Paulo gehen sollte, ausserdem hat er mir sein Mueckenspray (gutes Zeug vom Militaer) ueberlassen. Die Preise fuer die Schiffahrt hab ich mittlerweile abgecheckt und morgen kauf ich wohl das Ticket und die Haengematte, in der gepennt wird. Mittwoch gehts dann los und ca. 6 Tage spaeter sollte ich dann in Tabatinga an der brasilianisch-kolumbischen Grenze ankommen (Rein geographisch heisst der Amazonas flussaufwaerts von Manaus uebrigens Rio Solimoes). Grenzuebertritt zu Fuss ins kolumbianische Leticia, von wo aus man nur aus der Stadt rauslaufen muss, um in den Dschungel zu kommen. Vielleicht kann ich tatsaechlich Dominiks Tipp nutzen und an der Uni dort Kontakt zu Studenten/Professoren bekommen, die mich zu den Indigenos in den Dschungel mitnehmen. An Bord der Schiffe gibt es fernsehen und so sehe ich die Viertelfinals auf dem Amazonasdampfer. Ganz nach meinem Geschmack. Halbfinale und Finale dann wohl in Leticia mitten im Dschungel. Morgen (Mo.) spielt Brasil und eine halbe Stunde Busfahrt entfernt gibts an der Ponta Negra (Bruecke ueber den Rio Negro) Public Viewing mit anschliessender Live-Band. Mit Fillipe haeng ich vie ab und er zeigt und erklaert einem viel und hilft ab und an mal bei der Recherche von z.B. Bootspreisen. Die letzten beiden Abende hab ich versucht, Brot zu backen. Ohne die richtigen Verhaeltnisse der Zutaten zu kennen und noch selten mit Hefe gearbeitet, hats allerdings mit dem Aufgehen des Teigs bisher noch nicht geklappt. Brasilianische Trockenhefe verhaelt sich zudem vielleicht auch anders. Allerdings schmeckt so ein kleines Brot dann doch, wenn man die steinharte Kruste mal geknackt hat. der Strasse und durch Gespraeche mit Fillipe schon Einige Besonderheiten Brasiliens kennengelernt. Dies gibts dann mal zu gegebener Zeit zu lesen, wenn ich laenger hier war. Ca. 500km flussabwaerts war an diesem Wochenende “Parintins”, ein grosses heutzutage leider ueberkommerzialisiertes Fest, be idem 2 Gruppen in einem gesangs-, tanz- und kostuemtechnischen Kampf gegeneinander antreten, kostuemiert aehnlich wie beim Karneval. Waehrend die eine Seite darbietet, muss sich die andere Seite moeglichst ganz ruhig verhalten, sonst gibts Abzuege. Das Wetter ist hier noch ein Tick heisser und die Luftfeuchte scheint auch hoeher zu sein. Mit den Moskitos haelt es sich hier auch noch in Grenzen. Gruessle ond Adele aus Manaus.