Ole, wir fahr`n in Puff nach Trujillo
29 08 2010Sodele, wieder mal eine Geschichte, nachdem ich Euch ueber den letzten Artikel und Bilder vergessen habe zu informieren. Vergangenen Montag bin ich also nach einer Woche Urlaub am Strand weiter nach Trujillo gereist. Das hat auch locker geklappt. In Puerto Chicama in einen kleinen Bus steigen und 1,5h spaeter in Trujillo an irgendeinem Terminal aussteigen, Richtung Zentrum laufen und eine billige Absteige klarmachen. Sollte ja nur fuer max. 2 Naechte sein (auch wenns dann am Ende doch 3 waren). Dennoch war es ein durchwachsener Tag, nach Ankunft musste ich feststellen, dass jetzt schon zum zweiten Mal ein kleines Loch im Rucksack war. In den Bergen ein paar Wochen frueher wurde schonmal eins geflickt. Auf dem Mercado Central in Trujillo konnte ich erstaunlicherweise erstmalig einen gut gebruehten Kaffee kaufen. Richtig aus gemahlenem Kaffee hergestellt. Wahrscheinlich aus ueberschwenglicher Freude hab ich mir dann spontan eine ordentliche Ladung davon ueber das nach Waschen erstmals getragene Hemd geleert. Spaeter gleich zur Tat und die in Cajamarca erworbene Reisewaschseife zur Hand und anfangen zu rubbeln. Den Kaffee hab ich wohl im Grossen und Ganzen rausgeschruppt bekommen. Leider damit auch gleich ordentlich von der Farbe des Hemds mitweggerubbelt. Sauber, der ausgebleichte Streifen erinnert wohl noch eine Weile an den Kaffee.
Abends dann Bisle im Staedtle rumgetingelt und bei einer kleinen Prozession haengen geblieben, wo sie die auf einem Wagen beleuchtete “Virgen del Otuzco” gepriesen haben. Ein Peruaner (Marcos) hat mich angelabert und nach kurzem Smalltalk vorgeschlagen, mit ihm und seinem Kumpel (Name vergessen, ab hier “der Kumpel” genannt) einen Trinken zu gehen. Perfekt, der Plan war sowieso, in eine Bar zu gehen und vielleicht ein paar Einheimische zu treffen. Sind in eine nahegelegene Kneipe und haben Bier und eine Flasche Pisco (suedamerikanischer Grappa, von dem sowohl die Chilenen als auch die Peruaner behaupten, ihn erfunden zu haben) klargemacht, waehrend am Nebentisch ein Einheimischer gerade ein Gringo-Maedel klargemacht hat. Der Kumpel hat erzaehlt, dass er am naechsten Morgen nach Ecuador fliegt und noch Geld wechseln muss. Deshalb ist er eine ganze Weile losgezogen, um jemand zu finden, weil anscheinend alle Wechselbuden schon zu hatten. Unterdessen haben Marcos und ich die Flasche Hochprozentigen so gut wie nur zu zweit verhaftet. Marcos hatte mir so allerhand Sprueche und Versautes in der Landessprache in mein Buechle geschrieben. Der Kumpel war mal eine zeitlang in Leipzig und hatte auch schon ein Bisle seiner beachtlichen Deutsch-Kenntnisse zum Besten gegeben: “Lecker, lecker Arsch.” Mich hatte der Kumpel auch angehauen, ob ich ihm nicht Dollars wechseln koennte. Das Ganze kam mir aber etwas spanisch vor (Achtung, Wortspiel!) und so hab ich behauptet, dass mit meiner Karte abheben in Dollar hier nicht moeglich sei (Man kann hier bei manchen Banken auch Dollars abheben, auch mit meiner Karte). Ein paar Minuten hin und her, die Jungs hatten das Gegenteil behauptet (…und hatten ja Recht), aber die Diskussion war dann beendet. Der Plan war dann, weiterzuziehen in einen Schuppen, schliesslich war ja heute in der ganzen Stadt anscheinend Party angesagt, wegen der Heiligen-Feier. Finanzielle Mittel waren natuerlich fuer eine derart grosse Nacht nicht eingeplant (geh ja immer mit moeglichst wenig Geld aus dem Haus) und so haben wir mit dem Taxi kurz in meinem Hostal Halt gemacht, die Typen haben im Taxi gewartet. Weiter geduest, einen Schuppen hinter einer riesen Stahltuer abgecheckt. Der Kumpel hat mit dem Typen vor dem Laden geschwaetzt. War wohl nix, also weiter. Naechster Halt vor ein paar Laeden, wovon von einem die einladende Leuchtreklame “El Eden” (…) runterschimmerte. Aha! Zur einen Tuer (El Eden) hat der Kumpel nur kurz reingekuckt, rein sind wir dann 1 Tuer weiter, wo uns auch schon eine leichtbekleidete Dame gerne empfangen hat. Alles klar, willkommen im Puff!
Sogleich wurden 2 leichte Maedels her zitiert. Bussi bussi und schwuppdiwupp eine neben mir auf dem Sofa und ihren Arm um meine Schulter. Na toll, da freut man sich drauf, sich mit ein paar Einheimischen im Schuettelschuppen die Lampen auszugiessen (wie der Niedersachse sagt) und ein paar verrueckte Moves aufs Parkett zu legen und findet sich in einem dunklen Etablissement mit mittelklassigen Chickas (laut Marcos Klasse 3) wieder. Es war natuerlich auch nix los, Montag Abend und die Besucher der Prozession sind ja wohl auch nicht die klassischen Kunden fuer dieses Lokal. Die Frage fuer mich war allerdings: “Wie bekomm` ich moeglichst elegant die Dame neben mir wieder los?”. Ganz unverbindlich hab ich ihr ja als Erstes die Information uebermittelt, dass ich nur wenig spanisch schwaetz`. Da hat sie sich sicherlich gedacht: “Ach, das macht hier doch nix!” Nach dem Austausch der Namen war ihr 2. Satz die Ansage, ihr doch etwas zu trinken zu bestellen. Da war es dann Zeit wie automatisch in den Dummergringonixverstehenundausserdemschuechtern-Modus zu gehen, was mich so langsam in eine bessere “Verhandlungs”-Position brachte. Um das Ganze noch dingfest zu machen, half dann noch nichts und nichts als die Wahrheit und in betont langsamen Spanisch erklaerte ich Marcos, dass ich fuer Frauendienste nicht bezahle. Unterdessen hat sich die Lady dann vom Acker gemacht und ich konnte mich wieder entspannt zuruecklehnen und mein Bier selber trinken. Der Kellner hat sich darueber dann noch amuesiert, als er mal wieder Bier vorbei gebracht hat.
Der Kumpel wollte mit mir dann noch 2 Fuffziger in einen Hunni tauschen, was mich noch gewundert hat, weil man hier immer versucht, moeglichst kleine Scheine zu haben, weil oft kein Wechselgeld vorhanden ist. Irgendwann spaeter ist der Kumpel dann verschwunden und Markus hat behauptet, er musste los, weil er Koks brauchte. Spaeter sind wir dann auch gegangen. Leicht verkatert am naechsten Morgen aufgestanden, nur Katzenwaesche und nicht duschen (weil die Banos hier so abgefuckt waren=Preis mit 10 Soles unschlagbar). Ab zum Mercado und Kaffee, frisch gemixten Saft und einen Wecken mit ordentlicher Scheibe Schweinebraten bestellt. Beim Bezahlen dann die boese Ueberraschung: Falscher Fuffziger. Der Verdacht, dass der andere nachts getauschte 50er auch falsch war, hat sich kurz spaeter bestaetigt bei einem Probekauf. Zum Glueck hab ich den gleich beim Fruehstueck eingesetzt, weil spaeter eine Stunde zu einem Museum (Chan Chan) gelatscht, wo ich den eigentlich benutzen wollte. Zum Mercado musst ich dann spaeter nochmal zurueck, nachdem ich im Hostal echtes Geld geholt hab und mit beiden 50ern Probekaeufe gemacht hab. Bearbeitung in der Hosentasche hat die beiden 50er spaeter auch nicht echter aussehen lassen. Im Gegenteil, mittlerweile sind sie angerissen, ausgebleicht,…
Deshalb waren die Jungs wohl so scharf aufs Wechseln und Gott sei Dank bei der Dollartauschaktion instinktiv (und wohl auch aus Prinzip) nicht mitgemacht. Fuer ein Bisle Geld haben sie mich dann eben doch erwischt, was solls. Dafuer gabs eine grosse, witzige Nacht, Spanisch ueben und nicht zuletzt auch guten Grund zukuenftig auch neuen “Freunden” ohne zu Luegen beim Dollar tauschen o.ae. nicht zu helfen. Und was fuer Geschichten sollt` ich sonst hier schreiben.
Als Kontrastprogramm besuchte ich dann am Folgetag die Chan Chan-Staette (Stadt der Chimakultur (Prae-inka)) inkl. kleinem Museum und hauptsaechlich mit dem Palast Nik An. Fuer abends war ich mit Marcos verabredet und ich war neugierig, ob die Typen wieder auftauchen und hab mich auf die Diskussion gefreut. Leider war ich abends aber zu lang auf Busticketsuche, weil die Ortsangabe fuer eines der Busunternehmen deutlich schlechter als “mas o menos” war und ich so 1,5h durch die Randbezirke des Zentrums gelatscht bin. Um dann zu erfahren, dass diese Firma mich auch nicht auf dem Weg zwischen trujillo und der Hauptstadt Lima in einer der kleineren Staedte rauslaesst, von wo aus ich ja zu den Geheimtippruinen wollte. Dafuer gabs dann gegenueber der Firma eine kleines Familien-Restaurant, das Volleyball (Suedamerika-Cup der minderjaehrigen Maedels) gezeigt hat. Ausserdem hab ich so am naechsten Tag zufaellig wieder Hannah getroffen (eins der Maedels mit denen ich ein paar Wochen gereist bin) und in ihrem Reisefuehrer nachgelesen, dass die Ruinen woanders sind: Von Barranca aus kommt man da hin. Man hat mich an der Kreuzung der Panamericana, lockere 2km vom Zentrum entfernt, rausgelassen (Suche am anderen Tag war dann ungefaehr bei der 10ten Firma erfolgreich). Beim Reinlaufen hat ein Gelaendewagen ueberholt und ein huebsches, junges Maedel hat freundlich raus- und ich natuerlich reingelaechelt. Die Fahrerin war eine Amerikanerin, die fuers Jesuitencolegio arbeitet und sie haben mich ein Stueck mitgenommen. Am Tag darauf die Ciudad Caral, aelteste Stadt Amerikas angekuckt, ca. 300 vor Chr. Dazu gibts demnaechst auch Bilder. Und ich war der einzigste Gringo, jaaaa.
Heute bin ich nach Lima, Hauptstadt von Peru, gekommen und im Zentrum aus dem Bus. Den urspruenglichen Plan ein Taxi zu nehmen ueber Bord geworfen, da es mitten am Tag war und ich die ungefaehre Richtung ins Hostal wusste, das mir die uruguanisch-australische Nathalie (mit deutschem Nachnamen) empfohlen hat. Also meinen Einheimischen-Sack mit Rucksack drin geschultert, meine Einheimischen-Einkaufstasche geschnappt und um ein paar Ecken gelaufen zur naechstgroesseren Strasse mit der richtigen Richtung und ratz-fatz ohne Warten in einen wenig besetzten Stadtbus gehopst. Der “Kontrolleur” hats mir an der richtigen Stelle gesagt und mit 5 min. Fussmarsch war ich dann beim Hostal, mitten im Touriviertel Miraflores fuer dafuer super Preis. Nach den vielen Geheimtipp-Orten ein kleiner Kulturschock hier: Viele, viele Gringos, zig Casinos (anscheinend mit frei saufen und Zigaretten), Nobelhotels. Aber ist auch mal ganz nett. Beim Hostaleigner ueber die Erreichbarkeit der Fussballstadien und die Sicherheit der dortigen Gegenden informiert und jetzt geh ich morgen wohl nach Callao (Vor-Ort von Lima), wo im letzten Saisonspiel das Derby mit einem anderen Lima-Club steigt.
Adele aus Lima, es wird kuehler, da weiter suedlich.
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