Eins zu Null fuer Chile

16 05 2011

Sodele, nachdem wir in Melo von Tante Lilly ja den Tipp fuer die Semana de la cerveza in Paysandu bekommen haben, sind wir also in einer mittelgrossen Reise mit einmal umsteigen in Tacuarembo nochmal innerhalb Uruguays westlich gereist. An der Grenze zu Argentina liegt Paysandu. Um Bisle zu sparen hatten wir eine Nacht am Busterminal verbracht und sind am naechsten Morgen gemuetlich zur Touritante am zentralen Platz gegangen. Sie hat uns mit einerListe und einem Anruf eine Privatunterkunft vermittelt. 20 minuetiger Fussmarsch und wir waren vor dem Haus einer recht verwirrten aelteren Dame angekommen. Angeblich hatte sie erst fuer den naechsten Tag mit unsgerechnet und so wurde erstmal mit angepackt, Bett abgebaut,ins andere Zimmer getragen und wieder aufgebaut.Matratzen hin und her verlegt und Betten bezogen. Fuer die guenstigste Variante aber i.O. Wenn wir kochen wollten, muesste sie angeblich erst wieder eine neue Gasflasche organisieren.  Na gut, auf kochen wuerden wir also verzichten. Wir haben uns dann noch allerhand Gelaber von ihr angehoert und Gott sei Dank nicht alles gehoert und davon auch nicht alles verstanden. Jedenfalls war sie kurz davor dass ihr die Medikamente ausgehen und sie muesste erst wieder beim Psychiater ein neues Rezept holen.

Wie immer nach anstrengender Anreise bestand der Tag aus Siesta und Essen. Am Folgetag motiviert zum Festgelaende gegangen. Leider sofort die erste Enttaeuschung: beim Popcorn-Wagen gabs nur suesses Popcorn. Fuer den folgenden Tag wurde uns aber versprochen salziges zu produzieren. Viel gravierender war jedoch, dass die Semana de la cerveza aus lediglich den grossindustriellen Brauereien bestanden, Pilsen und Patricia und Zillertal, was auch von Pilsen produziert wird. Bei der Einfahrt in die Stadt hatten wir noch eine lokale Brauerei gesehen und uns schon ein Durchsaufen verschiedener uruguayischer Biere vorgestellt.

Aber wir waren ja nicht zum Spass da und deshalb: einmal Mund abwischen und an den Tresen verholen. Schliesslich stand wenigstens das ein oder andere Bierfass parat und die gaengige Ausschank-Einheit war 1 Liter in Plastikbechern. Damit kann man sich abfinden. Rotiniert stellte ich mich in die kleine Schlange, informierte mich noch schnell ueber das Bon-System. Kurz spaeter ergab sich folgender medio-deprimierender Dialog mit den Waschweibern vom Ausschank:

Ich: 1 blondes und ein schwarzes vom Hahnen, bitte!

Waschweib 1: Was? Schwarzes haben wir nicht!

I: Das Malta (Malzbier)!

Waschweib 1: Ah!

Junge Goere holt aus dem Kuehlschrank eine Flasche Malzbier.

I: Nein, vom Hahnen!

Waschweib 1: Ja, ja das kommt auch ins Glas. (Waschweib 1 zeigt Richtung der Goere, die das Flaschenbier in den Becher leert)

Waschweib 2 erkennt den Ernst der Lage und klingt sich ein: Nein, die wollen vom Hahnen.

I: Genau!

Waschweiber: Malta gibt es nicht vom Hahnen. (Ausserdem war die Goere ja schon am Einschenken). Na ja, wenigstens hab ich mein Blondes vom Hahnen bekommen. Die Goere schenkt mittlerweile das Bier ein und leert ueberschuessiges Bier fahrlaessig ins Spuelbecken. (Von meiner schweizer Begleiterin spaeter bissig kommentiert)

Waschweib 1 versucht die Situation noch zu retten und fragt woher wir kommen. Provokativ antworte ich: Aus Deutschland, aus dem Land des Bieres! Eine gesalzene Schelte leg ich mir gedanklich schon zurecht, Waschweib 1 versteht den Wink mit dem Zaunpfahl jedoch nicht. Da haette man mit dem Zaunpfahl schon zuschlagen muessen.

Waehrend das Blonde trinkbar war, wie eben ein allerwelts Grossbrauereibier trinkbar ist, war das Malta ungefaehr auf Zimmertemperatur und ausserdem suess wie Apfelsaft. Bei der nahegelegenen Konkurrenz haben wir uns dann noch das ein oder andere Bierle reingeleert. Einmal das Festgelaende abgelaufen, ungefaehr 30-mal soviele Ramsch- und Klamottenlaeden wie Bierstaende gab es. Danach ins Anfiteatro zur Misswahl, die von einem bekannten Moderator aus Montevideo und einem in Buenos Aires lebenden uruguayischen Model geleitet wurde. Im Anfiteatro gab es gar kein Bier. Eins zu Null fuer Chile also, wo wir auf dem Bierfescht in Maloco Biere von 80 Bierstaenden geniessen durften, gebraut nach europaeischer Braukunst und ausgeschenkt von Bierexperten.

Am Folgetag sind wir nochmal aufs Fescht, um bei der Noche Tropical in meinen Geburtstag reinfeiern konnten. Calipso, Sonido Profesional und Las Palmeras spielten auf, klassische Tropical-Bands von hier. Manch Auftritt erinnerte an unsere Flippers in Deutscheland. Nacht war allerdings luschtig, mit typischer suedamerikanischer Musik, alle 3 Bands hatten den Klassiker-Hit „Llora,me llama“ im Repertoir.

Am Geburtstag gemuetlicher Stadtbummel und den Zeichentrickfilm RIO kucken. Danach gut essen! Fleisch aus Uruguay!!!

Ueber die Grenzstaedte Rivera (Uruguay) und Santana do Livramento (Brasil), Porto Alegre, Garopaba, Barra da Lagoa (Auf der Insel bei Florianopolis) und Blumenau (dort das 2:0 fuer Chile) sind wir vor gut 1 Woche in Curitiba angekommen,waren erst 2 Naechte im Hostal untergebracht und konnten letzten Montag in die Wohnung von Bekannten von Barbara umziehen. Hier haben wir 1 Woche typisches brasilianisches Leben miterleben koennen. Zu den vergangenen Wochen demnaechst mehr, Bilder sind schon im Netz und werden auch demnaechst beschriftet.

Heute Nacht nehmen wir den Nachtbus in die mutmasslich haesslischste Stadt, die man sich vorstellen kann: Sao Paulo Wir fahren dann raus aus der Stadt in die Stadt Atibaia. Dort hat Barbara den Grossteil ihrer Freunde und wir werden dort unterkommen und vermutlich ein paar Wochen bleiben und ich kann dort noch mehr Brasil kennen lernen. Irgendwo im Grossraum Sao Paulo habe ich auch noch mehrere Reisebekanntschaften, die wir wohl mal besuchen werden. Ausserdem ist ein Ausflug nach Santos geplant, wo wir auch hoffentlich ein Fussballspiel vom Santos FC ankucken koennen.

Adele aus Curitiba, Wetter wechselhaft herbstlich, mit Regen, Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad.



Auf dem Land in Uruguay

6 05 2011

Sodele, in der Huette in Punta Rubia sind wir also tatsaechlich 3 Wochen geblieben. Das Wetter war herbstlich, ab und an Regen, Gewitter, mit Stromausfall. Meist aber sonnig und angenehme Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Das Tagesprogramm beinhaltete meist Schlafen, gut kochen, am Strand entlang schlendern, Fernseh kucken (viele, viele Sender aus aller Welt, unter anderem Deutsche Welle TV aus Berlin, die in allen Suedamerikanischen Laendern in Englisch, Deutsch, Spanisch senden; so konnten wir die politischen Ereignisse in D. nach dem Atomunglueck, die Landtagswahlen in BW und der Pfalz, die Krise in Lybien sehr gut mitverfolgen, ausserdem konnte ich immer auf Hoehe den VfB im Abstiegskampf geistig unterstuetzen). Eine kleine Auswahl, was wir schoenes gegessen haben, auf spanisch dann ists Bisle interessanter: Arroz con salsa soya, algo parecido de empanadas, Hamburguesas caseras, Ensalada tibia, el once, talarines asiaticos, Gaisburger Marsch, Zopf suizo, Arroz pingueino, Chivito en la playa, Fideos con Manteca, huevos, tomates, pan casero aleman, Fideos con aceite de ajo, Porotos con arroz, Kaesspaetzle, Pure de papa con chorizo y salsa, Municiones, Pasta con salsa de tomate y crema, Lomo saltado (Peru), Asado, Papas con manteca, tsatsiki casero y Frankfurters, Verduras rellenas, Ratatouille, Pure de papas con salsa y arvejas y zanahoria.

Waehrend des Huettenaufenthaltes 8 Laeufe absolviert, am Strand natuerlich. Und 2 mal mit Holger Bomber der Liga Bisle gezockt . Dabei haben alle Strandbesucher und -innen beeindruckt geschaut und fast hat sich eine Traube junger Uruguayanerinnen um uns gebildet. Tja, glernt isch glernt. Holger war der Meinung, dass es gegen Nuertingen gereicht haete.

Am Ende haben wir es durch unsere Manana, Manana Einstellung nicht mal geschafft ins nahe gelegene Cabo Polonio, ein Kap mit viel Strand, Duenen und kaum Elektrizitaet zu gehen, was eigentlich jeder Touri in Uruguay macht, der ein paar Wochen da bleibt.

Ueber Montevideo, wo wir noch das legendaere Centenario-Stadion mit Museum (siehe Bilder) besuchten und vergeblich in die Altstadt sind, weil die Klassiker-Bar zu hatte, sind wir dann ins Interior des Landes nach Melo gereist. Dort haben uns mein ehemaliger Volleyballkollege Holger Bomber der Liga und seine charmante Deutsch-Urugaya Caia empfangen. Wir haben bei einem wie immer warmen Empfang erstmal ihre Eltern kennengelernt, wo uns sofort auf Fotos die 8 Kinder und ca. 15 Enkel vorgestellt wurden. Eine Tochter (also Schwester von Caia) mitsamt Freund und Tochter kamen noch aufs Abendessen vorbei. Weil uns ja Farmen in Suedamerika interessieren wurden wir aufs Land (Campania) gebracht und durften dort im Haus wohnen. Der Papa kam jeden Tag raus mit seinem Pick up und hat uns mit allem moeglichen versorgt, uns bei Bedarf in die Stadt genommen oder sonst wohin. Auch konnten wir bei Robinson (der Arbeiter mit geschenkt bekommenem T-Shirt „Fuer Bier wuerde ich sogar arbeiten“) und Frau und Kind, die im Nebenhaus wohnen, bestellen, was uns fehlte und dann der Papa bei seinem taeglichen Besuch aus der Stadt mitgebracht hat.

Stolz und hilfsbereit wurde uns alles erklaert und Fragen beantwortet. Ueber einen Ast eines grossen Baumes war ein Seil mit einem Haken geschwungen, an dem das tote Schaf, Lamm, Hammel aufgehaengt wird, nachdem es frisch getoetet wird. Dort muss es mind. 24h haengen, damit die Totenstarre vorbei geht, damit das Fleisch geniesbar ist. In der Gefriertruhe zeigte man uns riesen Schafteile, Schulter;Huefte;Kopf;Rippen, einfach alles. Von diesem Schaf gabs dann auch an einem schoenen Herbsttag einen gemuetlichen Asado (siehe Bilder). Sehr, sehr lecker. Wir haben ein selber gebackenes Brot beigesteuert. Der Tata (Opa auf uruguayisch, also Caia´s Papa) hat routiniert das Fleisch zubereitet. So 2, 3 Stunden hats gedauert oder laut einem gerne erzaehlten Witz so lange wie der Asador (Grillmeister) fuer 1,5 Flaschen Whiskey braucht.

Kurzfristig wurde dann noch die kleine Emilia (von Holger und Caia) getauft und wir wurden auch eingeladen. So hatten wir wieder mal Glueck und durften eine uruguayanische Taufe miterleben. Alles ganz locker, um 17 Uhr sollte es losgehen. Wir reisten mit der Familie und der Hauptperson an und kurz nach 17 Uhr waren noch nicht viele da. Nach und nach trudelten alle ein und ratz fatz kannten wir eine uruguayanische Grossfamilie. Quasi als letzter kam der Taufpate, er musste noch das Fussballspiel seines Lieblingsclubs (er hat 200 Puls wenn sie spielen) Penarol aus Montevideo fertigkucken. Kein Problem, wir sind ja in Suedamerika. Der witzige Pfarrer, aus England eingewandert (wollte nach Indien und ist hier haengen geblieben), mit Indischer Herkunft, zog kurz und schmerzlos und mit viel Witz die Taufe durch und es wurden noch diverse Fotos vor dem Altar geschossen. So sind wir jetzt in den Familienalben mitverankert. Weitere Randbemerkung zum Pfarrer: zum Pfarrer geworden ist er nach einem Aha-Erlebnis: Er hat in London einen Unfall gebaut, ist in einen Porsche gefahren. Auf der anschliessenden Feier war er auch dabei und hat uns klar gemacht dass er fuer eine Trauung immer zur Verfuegung steht. Ausserdem haben wir einige der Familie kennengelernt. Unter anderem Tante Lilli, die uns vom Bierfescht in Paysandu im Westen des Landes erzaehlt hat. Ausserdem Juanpi, den Taufpaten, der auch noch ein Bisle ueber Penarol referiert hat. Sie haben in Suedamerika nach Independiente aus Argentina (7 mal)am zweitmeisten (5mal) die Copa Libertadores gewonnen. Ausserdem hat er uns fuer den naechsten Tag zu sich nach Hause zum Grillen eingeladen. Zum Essen gabs auf der Feier Empanadas, Wienerle, Pralinen, andere Haeppchen und eine typisch fuer hier sehr suesse Torte. Und Bier!

Sonntags also Grillerei beim Taufpate und seiner Familie daheim. Grillen ist Maennersache, nicht nur in Europa, also hat der stolze Juanpi sogar fuer ein Foto posiert und sogar bedauert, dass er nicht sein Borussia Dortmund Trikot angezogen hat, sondern nur ein Poloshirt, gehalten in uruguay-hellblau.  Macht nichts hab ich ihm gesagt, noch lieber haett ich ihn allerdings in seinem Penaroltrikot gehabt. Egal, der Grill war entscheidend. Ein Grill Prinzip Brasil, weil der Vorbesitzer des Hauses Brasilianer ist. Ein Bisle getrickst hat er und seitlich des gemauerten Grills war ein Loch, wo er ab und an mit dem Foen reingeblasen hat. Auflegen des Fleisches hat er allerdings teils in brasil., teils in uruguayischen Stil gemacht. Im Angebot Huehnchen, Cuadril (auch Asado genannt), Costilla (Rippe), Rinones (Nieren), Darm, Wuerstle, Blutwurscht (die suesse Variante), Kaese. Und alles was ich jetzt noch vergessen habe. Salat. Von Barbara beigesteuerter schweizer Zopf. Dazu eiskaltes Bier. Essen auf der Terrasse.Laessig!  Zum Nachtisch Eis. juanpi erklaert mir wie die urugayische Fussbalmeisterschaft ausgespielt wird und wer danach zur Copa Libertadores darf.

An einem anderen Tag waren wir dann noch bei einer Remate fuer Viecher, also eine Versteigerung (siehe auch Bilder). Echte Gauchos haben dort die Viecher vorgefuehrt und auch die Kunden waren natuerlich echte Gauchos. Interessante Charakteren. Der Papa von Caia hat bei ein paar Schafen auch mal mitgeboten ist dann aber ausgestiegen. 500 Tiere werden dort versteigert, das geht bis es dunkel wird, einmal im Monat. Gezahlt wird in Dollar. Grosse, dicke Kuh, geschaetzte 700-800Kilo fuer 870 Dollar, ein Lamm (maennlich) fuer 780 D., Kaelbchen ca. 300 D. Danach noch ein altes im spanischen Stil erbautes Gutshaus, heute Museum beischtigen und Bisle was ueber Geschichte erfahren.

Wir werden noch ein paar mal zum Mittagessen in die Stadt eingeladen und am Abschlusstag auch, erfahren noch was ueber Politik und Weihnachtsbraeuche und dann verabschieden wir uns angemessen mit 2 Geschenkle (Wein fuer den Opa, Buch fuer die Oma) und treten die Fahrt Richtung Payandu an, um dort die Semana de la cerveza zu verbringen. Dazu demnaechst mehr, hier ist es grad zu dunkel um zu tippeln. Soviel vorab; Bierfescht eine grosse Enttaeuschung, 1:0 fuer Chile in dieser Disziplin.

Adele aus Floripa (Florianopolis), Brasil. Herbstliches Strandwetter, sonnig, 25 bis 30 Grad, schoene brasilianische Koerper im Sand…

A continuacion: La semana de la cerveza en Paysandu.