Wieder mal nen Tag verschenkt…

21 11 2011

…wuerden die einen singen. Fuer mich wars sowas wie ein Hauptgewinn fuer den Rucksacktouri:
Von Punta Arenas hatte ich mit der Faehre uebergesetzt nach Porvenir, was sich auf Tierra del Fuego, Feuerland, befindet. Aufgrund anhaltender Motivationsprobleme hatte ich dort touristisch quasi nix gemacht, ausser ins oertliche Museum zu gehen. Kaum zu glauben, dass auf diesem fast suedlichsten besiedelten Land der Erde in einer kleinen Stadt, wo der Hund begraben ist, einmal Hochburg des chilenischen Kinos war. Ausserdem regieren hier unter den Immigranten die kroatischen Namen.
Ich hatte mich also nach ein paar Tagen Fernseh kucken im gemuetlichen Wohnzimmer der Unterkunft und abhaengen im Staedtle an die Schotterstrasse am Stadtausgang gestellt, um zu versuchen Richtung Grenzuebergang mit Argentinien, San Sebastian zu kommen. (Es kam u.a. der 2:0 Sieg der Roja gegen die Guaranies aus Paraguay in der Quali fuer die WM 2014, nachdem sie gegen die Charruas (Uruguay) 0:4 untergegangen waren. Zuvor gabs den Skandal, in dem 5 Spieler in der Vorbereitung aufs Uruguayspiel zu spaet zur Sperrstunde kamen und dann auch noch in „nicht adequaten Zustand“, worauf sie fuer die beiden Spiele suspendiert wurden, u.a. Ex-Bundesligaprofi Arturo Vidal; ausserdem hat mein Lieblingssender „Travel and Living“ (Reiseberichte hauptsaechlich ueber America latina) jetzt eine Sendung ueber eine kleine amerikanische Bierbrauerei, die aussergewoehnliche Biere braut.

Erst am spaeten Vormittag hingestellt, da meine Hoffnung auf Mitfahrgelegenheit auf der von Punta Arenas uebersetzenden Faehre gestuetzt war. Am Nachmittag, nach 5,5 Stunden warten, habe ich den Rueckzug angetreten und mich wieder in die Unterkunft, Residencial Colon verholt, wo ich die Naechte davor auch schon genaechtigt hatte. Es ist schwierig von Porvenir wegzukommen, weil die Meisten, die ins Innere der Insel fahren nur bis zu einer der vielen Estancias fahren. Und von der Faehre aus Punta Arenas kommend nehmen auch nur wenige den Weg nach Argentina. Wieder mal nen Tag verschenkt? Ich habs locker genommen, das hat in letzter Zeit ganz gut funktioniert. Alles ruhig angehen und auch mal Zeit verplempern, meistens ergibt sich dann was Geschicktes und oft Aussergewoehnliches. Ausserdem beim Warten Estancia-Arbeiter kennengelernt und wieder Bisle was dazugelernt. Zurueck in der Unterkunft lernte ich Gianpa kennen, Italiener aus der Naehe von Venecia. Er hatte die gleiche Route und wollte es auch per Anhalter versuchen. War uebrigens die einzigste Moeglichkeit, wollte man nicht einen riesen Umweg machen ueber den Norden der Insel Tierra del Fuego.
Am naechsten Morgen um kurz nach 7 Uhr, nachdem Gianpa mir noch die Haelfte seines Fruehstuecks abgegeben hatte, stellten wir uns wieder an die Strasse, in Gesellschaft von ein paar Chilenen, Fischer, die auch per Anhalter versuchten an ihren Arbeitsort an der Bahia inutil (unnuetze Bucht) zu kommen. Kurz spaeter hielt ein kleiner Laster, die Chilenen hatten natuerlich den Vortritt, weil sie schon laenger warteten. Der Laster machte aber seinen Frachtraum auf und so fuhren wir alle zusammen hinten mit. Die Fischer sind bei Kilometer 28 ausgestiegen, wir mit dem Fisch-Laster bis Kilometer 45 mitgefahren. Alleine das war die Reise schon wert: Wir sind direkt an der Bucht ausgestiegen, wo die Fischer ein paar kleine Huetten und ihre kleinen Bootle hatten. Auf der anderen Seite der Strasse, inseleinwaerts, war eine Estancia zu sehen. Sehr malerischer Ort, um auf Mitfahrgelegenheit zu warten. Und wir warteten auch 1,5 Stunden, dabei kam ein englisch-slowakisches Paaerle auf ihren Fahrraedern angeradelt, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Waehrend meines Aufenthaltes hatte ich mehrmals Fahrradreisende gesehen und man hatte mir auch erzaehlt, dass ab und an welche vorbeikommen. Spaeter hielt ein Auto mit chilenischem Kennzeichen und daher hab ich mich angestrengt, schnell und schlampig (wie die Chilenen reden) auf spanisch zu fragen, wo sie hingehen. Sie haben mich etwas ueberrollt angekuckt und kurz spaeter stellte sich heraus, dass es ein italienisches Paaerle war. Sie waren auf dem Weg nach Ushuaia, perfekt, weil das war auch unser Ziel, auch wenn ich vorher noch in Rio Grande Halt machen wollte, um den Volleyball zu suchen, mich dann aber umentschied, um die Gelegenheit am Schopfe zu packen. So sind wir unerwartet in einem Rutsch bis ganz in den Sueden von Tierra del Fuego gekommen, was nicht zu erwarten war, immerhin kaum Verkehr und es sind mehrere hundert Kilometer.
Ausserdem hatten die beiden vor, die kleine Pinguinkolonie in der Bahia inutil zu besichtigen, wo man auch nur mit Auto oder zweimal in der Woche mit einem Kleinbus zu einer unchristlichen Zeit im Morgengrauen von Porvenir aus hinkommt. Topp! Auf dem Weg hielt Andrea (der Italiener) einen entgegenkommenden Pickup an, um nach dem Weg zu fragen. Dieser hatte zufaellig den Schluessel zu dem mittlerweile eingezaeunten Gebiet der Pinguine (die Einheimischen hatten die Eier der Viecher geklaut) und hat uns den Weg geleitet und aufgeschlossen und reingefuehrt. Spaeter kam dann noch die pensionierte Kindergaertnerin, die heutzutage Besucher empfaengt und sehr luschtig war. Noch mehr Glueck fuer uns, dort im Vorbeigehen hinzukommen. Seit 2, 3 Jahren kommen die Koenigspinguine an diesen Ort. Im Moment ist das noch umsonst, aber demnaechst verlangen sie Eintritt fuer den Park.
Seit ein paar Tagen bin ich nun in Ushuaia und im Moment am Ueberlegen, wie die Reise weitergehen koennte. Weil auf dem Landweg zurueck hab ich keine Luscht, chilenischen Teil Feuerlands schon durchgereist und auf der argentinischen Seite hoch langweilig, ausserdem Busse in Argentina mittlerweile schweineteuer und per Anhalter, dann muesste ich wohl in den schweineteuren Orten auf dem Weg Richtung Carretera Austral, Chile, anhalten. Auf der Carretera Austral will ich spaeter Richtung Chiloe, wo ich ja letzten (Suedhalbkugel-)Sommer umgedreht war Richtung Norden, reisen. Die Carretera Austral gilt als die urspruenglichste und noch verwildetste Ueberlandstrasse Chiles und sollte ein Highlight werden.
Meine Alternative waere also im Moment von Ushuaia mit dem schweineteuren Boot nach Puerto Williams, Chile, auf der Insel Navarino, ueberzusetzen und von dort mit dem Schiff durch die Kanaele nach Punta Arenas zurueckzureisen. Eine Reise von 34 Stunden. Dann eventuell zurueck nach Puerto Natales und von dort durch die Kanaele nach Puerto Montt, gegenueber Chiloe`s auf dem Festland, dauert ca. 5 Tage. Dort vielleicht in der Hospedaje Austral, wo ich im Dezember die Aussenwand gestrichen hatte, einen Teil des Gepaecks lassen und so die Carretera Austral bereisen.
Ansonsten haeng ich hier in Ushuaia im Hostal ab und gehe ab und an an den Seglerhaefen vorbeischlendern, kucken was so geht. Vorletzte Nacht bin ich mit Gianpa nach einer kleinen Bierprobe chilenischer Biere im Hostal Bisle auf die Gass gegangen, ein paar sehr gute Biere (nach guter Brauart) trinken in einer Bar. Spaeter Zappelhalle suchen, die an der Uferstrasse spielte leider nicht unseren Musikgeschmack und so haben wir in einer Billiardzockbude noch 2 Riesenbier erbettelt, die wir dann mit nach Hause nehmen wollten, weil trinken auf der Strasse verboten und sie uns schon ankuendigten, dass uns die Polizei das kostbare Gut abnehmen wuerde. Zufaellig kamen wir an einem kleinen Schuppen mit Live-Mugge vorbei und nach kurzem Zoegern und Verstecken der Biere im Gras haben wir den Laden geentert. Rockkonzert und nur lokale Leute. Zielstrebig ans Kuehlregal marschiert und getarnt als Spanier noch 2 Riesenbiere verhaftet. Die Rockband kam dann zum Ende, mittlerweile war es hell und wir haben als letzte, als schon geputzt war, den Schuppen verlassen. Gerade im richtigen Augenblick, um noch die zu Fuss patrouilierende Polizeistreife kennenzulernen. Instinktiv bremste ich meinen Italo-Begleiter, das Bier noch im Versteck zu lassen. Die Politesse kam an und fragte, was wir hier machten. Rotiniert erklaert, dass wir einfach auf dem Weg nach Hause sind. Da war sie zufrieden und wollte noch Wissen, ob wir gerade aus diesem Schuppen gekommen sind. Um die Eigner nicht anzuschwaerzen dann dumm gestellt. Im Hostal wollten wir noch die 2 Bier klar machen, aber ruck zuck schlief Gianpa am Tisch und er war auch nicht mehr wach zu bekommen.
Aber nix gegen das, was in der vorangegangenen Nacht in unserem Zimmer passiert war: 2 aus dem bei allen Reisenden und Hostalbesitzern beliebten Volk im Suedosten Europa`s bzw. fast schon Arabien, „vergnuegten“ sich im Bett. Das Luschtige daran war, dass ich die Geschichte einem witzigen Chilenen aus einem anderen Zimmer erzaehlte und der hatte auch seine Geschichte zu erzaehlen und machte jene Volksgruppe dann noch ordentlich runter. Seine Geschichte kann hier nicht wiedergegeben werden.

Viele neue Bilder sind auch online!

Adele aus Ushuaia, schattiges Wetter und es regnet auch gerne mal, wir sind in den letzten besiedelten Breitengraden der Erde, in den Nachrichten nannten sie gerade Ushuaia mit minus 3,5 Grad den heute kaeltesten Ort der Republica Argentina.



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