Champions League

10 04 2012

Sodele, schuldig bin ich ja noch den Bericht zur Fahrt von Santiago de Chile nach Cuenca, Ecuador. Den Zettel mit meinen Notizen dazu finde ich mittlerweile leider nicht mehr.
In einem Rutsch sollte das Ganze stattfinden. Recherchen stellten heraus, dass die Moeglichkeit, direkt und in einem Bus nach Ecuador zu kommen, erst ab 6. Maerz bestehen wuerde. Dies war mir zu spaet. Um aber wenigstens einen Grenzuebergang mit seinen Spezialitaeten “am ersten Zoll aussteigen”, “von dort Ruempeltransport zum zweiten Zoll”, “dort Transport weiter im gerade eingereisten Land, jedoch erstmal klaeren, in welcher Waehrung bezahlt werden kann”, “eventuell Notwendigkeit, Geld zu tauschen oder abzuheben” “etc.” zu erleichtern, machte ich ein Ticket bei “Andesmar Chile” von Santiago nach Lima in Perú klar.
Um 12 Uhr sollte Abfahrt sein, weshalb man um 11 Uhr erscheinen sollte. Gesagt getan. Da es sich um einen langen und internationalen Abschnitt handelte, wurde das Gepaeck gewogen und bei Uebergepaeck musste bezahlt warden. Ein Grossteil der Reisenden waren Peruaner, die auch ordentlich Gepaeck hatten. Also zig-Kilo, deshalb die Wiegerei. Mich mit meinem kleinen Rucksack fragte man ganz unglaeubig, ob das alles sei. “Ja, mehr habe ich nicht!”. Die Abwicklung der Wiegerei und vor allem anschliessenden Laderei war recht kompliziert und da auch noch reichlich nach der angesagten Erscheinzeit Passagiere mit Taschen, Paketen, Koffern, etc. auftauchten und die Planung noch ein Bisle durcheinander brachten zog sich alles noch mehr, das Personal war schon etwas genervt. Mit Verspaetung gings dann los. Zu meinem Erstaunen und Freude war der Platz neben mir leer und so konnte ich mich gemuetlich ausbreiten.
Im Laufe der Fahrt wurden schonmal die Zettel verteilt, die Auslaender in der Regel bei Einreise in den Laendern ausfuellen muessen und die in der Regel waehrend des Aufenthaltes in einem Land mit dem Reisepass aufbewahrt werden muessen und dann bei Ausreise vom Zoellner einbehalten werden. Einige der Peruaner hatten so ihre Fragen. Das Buspersonal beantwortete recht ungeduldig und von oben herab die Fragen und fast konnte man meinen, dass hier die ausgepraegte Rivalitaet zwischen Peruanern und Chilenen ausgelebt wird. Das Personal kontrollierte ausserdem,ob alle ihren bei Einreise nach Chile erhaltenen Zettel dabei hatten. Und ausserdem, ob man den vorher schon verteilten Einreisezettel fuer Perú ordentlich ausgefuellt hatte. Ein paar Kandidaten wollten sich auf dieses Spiel nicht einlassen und wiegelten ab, dass sie schon alles im Griff haetten. Auf genau diese Gruppe musste am naechsten Tag am chilenischen Zoll gewartet werden und irgendwelcher Papierkram nachorganisiert werden. Waehrend Kilometer geschluckt wurden, wurden wir mit Snacks, einfachen aber warmen Essen, Café versorgt. Kaltes Wasser konnte an einem Kanister gezapft werden. Ausserdem wurden staendig Filme eingelegt. Normalerweise handelt es sich um Gewalt-, Action- oder Kung Fu-Filme, um schraege Filme mit sprechenden Haustieren oder Komoedien, dabei mit Vorliebe mit Darsteller Adam Sandler. Diese nordamerikanischen Action-Helden haetten natuerlich mit ihren ueberragenden Faehigkeiten die von mir in Chile zerstoerte Budda-Figur locker gerettet.
Am zweiten Tag machten wir ein paar Stunden vor der Grenze in einem Restaurant zum Mittagessen Halt, was auch im Reisepreis inbegriffen war. Dort lernte ich den in Chile und Paris aufgewachsenen Sergio (siehe Reisebekanntschaften) kennen. An der chilenischen Grenze wunderte sich die Grenzzoellnerin, wo man mir den Ausreise- und Einreisestempel gegeben hatte. War ja an einer argentinisch-chilenischen Grenze in der Naehe der Carretera Austral schnell aus-und wieder eingereist, um wieder 90 Tage in Chile zu bekommen. Da dieser Uebergang von der Polizei verwaltet wird, war dieser der Dame (die fuer die Zollbehoerde arbeitet) nicht bekannt und ich konnte ihr aber auf die Spruenge helfen. Auf peruanischer Seite dann der mit langdauerndste Uebergang meiner Reise: Gepaeck aus Bus laden, Dokumente abwickeln, Gepaeck durch Scanner und wieder einladen dauerte hier warum auch immer 2 starke Stunden. Einer des Buspersonals verkuendete dann mit grossem Grinsen und Augenzwinkern, dass ich eine nette Nebensitzerin gewonnen haette. Eine junge Peruanerin, die irgendwie an der Grenze haengen geblieben war und fortan neben mir sass. Ab jetzt auf peruanischem Boden war auch die Verpflegung nicht mehr gegeben. Ich ernaehrte mich bis Lima von meinen dafuer gekauften Proviant, um kein Geld wechseln oder abheben zu muessen. Ein weiterer knapper Tag spaeter kamen wir am Nachmittag nach ca. 52 Stunden Fahrt in Lima an.
Gleich machte ich mich auf die Suche, ob ich einen Direktbus nach Ecuador erwischen koennte, um das Grenz-Heckmeck zu vermeiden. Fehlanzeige! Und auch fuer einen Anschluss-Bus an die Grenze sah es zunaechst schlecht aus und ich machte mich schonmal damit vertraut, dass ich eine Nacht in Lima verbringen musste, was eigentlich zu vermeiden war. Bisle weiter fragen brachte dann aber eine Verbindung zum Vorschein. Der Bus sollte schon unten stehen und gleich fahren. Reichts also noch, Geld zu holen, zurueck zu kommen, Ticket zu loesen und Bus zu schnappen? Tickettante sagt ja. Schnell Geld abheben, was ich normalerweise aus Prinzip nicht mach, mit dem ganzen Gepaeck in Zonen, wo alle hektisch sind, das ganze Geruempel schleppen und schnell handeln muessen und daher leichtere Opfer sind. War aber in dem wahrscheinlich modernsten und sichersten Busbahnhof Perú´s eine sichere Sache. Schnell noch Busbahnhofsteuer loesen und runterhetzen. Bus war dann aber noch nicht da. Der kam kurz spaeter und war topp. Ausserdem stieg eine als Stewardess verkleidete und geschminkte Peruanerin aus. Sie sorgte dann fuer die Bloedel- und Ballerfilme und servierte Essen und Trinken.

Weitere knapp 20 Stunden standen bevor. Checkte gleich mal ab, ob der Bus auf der Strecke mal halten wuerde, damit man aufs Klo gehen koennte, weil Bord-WC nur als Pinkelstation zur Verfuegung stehen sollte. Ja, auf Anfrage schon. Was aber nicht klappen sollte, worauf sich Rucksacktouri dann Plan B einfallen lassen sollte…

Nach Mittag kamen wir also am Folgetag in Tumbes, der peruanischen Grenzstadt Richtung Ecuador an. Laut Geschichten und Reisefuehrer-Infos einer der problematischsten Grenzuebergaenge in Suedamerika, wenn nicht der schwierigste, da anscheinend gefaehrlich. Mein Plan war aber, ihn auf jeden Fall nur bei Tag zu machen, was auch zutraf. In einem Busfirmainnenhof stiegen wir aus. Schon standen die Transportgeier bereit und labernden Gott und die Welt zu, mit ihren Transportangeboten, sprich den Fahrtzielen auf ecuatorianischer Seite. Bzw. loechern einen mit der Frage, wohins gehen sollte. Mit meinem fuer diese Situationen vorgesehenen “Mal schaun!” ist aber erst mal Ruhe. Rucksack klarmachen, alles festzurren, bei Bedarf noch irgendwas sinnloses fummeln und/oder aus der Flasche trinken. Damit ist dann klar, dass man Zeit hat, die noetige Ruhe besitzt und bestimmt nicht den naechstbesten Taxifahrer engagiert, damit der einen ueberteuert ueber die Grenze faehrt, wenns doch auch Busse gibt. Der Assistent des zur Abfahrt nach Ecuador bereit stehenden Busses pfeift auch schon rueber. Aber so nicht: Heimlich und ignorierend schleich´ ich mich ins Ticketbuero weg und check bei den Ticket-Chicas die Fakten: Wuerde ich es noch bis zum Ziel, der Stadt Cuenca schaffen, bevor es mitten in der Nacht ist und was kostet der Spass. Mit 30 Soles (ca. 9 Euronen) war ich dabei und wuerde ca. 6-7 Stunden spaeter, also gegen 19-20 Uhr in Cuenca ankommen. Topp! Da war ich dabei. Sie stellte mir (ohne naeher drauf einzugehen) 2 Tickets aus, was bedeutete, dass da noch Klaerungsbedarf bestand. Aha, also noch irgendwo in einem Kaff umsteigen. Natuerlich wurde aber nicht automatisch erklaert, wo dieses Kaff ist und ob man auch bei beiden Zollstationen Halt machen wuerde, dort jeweils auf die Passagiere warten wuerde (was nicht immer der Fall ist und der Bus faehrt, ohne auf die Formalitaeten zu warten sofort weiter, und man muss dann den naechsten nehmen. Und dann ist es besser wenn einem im ersten Bus das Ticket noch nicht abgenommen wurde…). Ausserdem bin ich ja nicht wie die meisten mit Reisefuehrer unterwegs, wo alles schoen erklaert wird. Umsteige-Kaff liegt auf der ecuatorianischen Seite, so sollte also die peruanische Grenzstation schonmal gesichert sein.
Dort duesen wir dann auch hin, den Assistent weis ich noch paarmal drauf hin, wo ich hin will und dass ich beide Grenzstationen brauche, weil ich kein ecuatorianischer oder peruanischer Tagesausfluegler bin, die bei Tagesgrenzuebertritt vielleicht keine Stempelei benoetigen. Ein anwesender Ecuatorianer gibt noch hilfreiche Informationen. Kurz spaeter halten wir bei der peruanischen Zollstation, die sich in irgendeinem Haus in einem offenbar direkt an der Grenze liegenden Dorf befindet. Geht alles klar, der Kutscher haelt mich fuer Argentinier und ich ueberleg mir, ob ich bei dem Raubkopie-Musikverkaeufer, der sich vor der Zollstation aufhaelt, noch schnell ein paar Soles in Latino-Musik investieren soll. Aber wer weiss, vielleicht koennte ich die Peruaner-Soles ja noch gebrauchen. Es geht weiter und wir fahren durchs enge Dorf, was sich als kleines Staedtle rausstellt. Mit dem Ueberqueren einer engen und belebten Bruecke machen wir scheinbar den Grenzuebertritt auf ecuatorianischen Boden. (An dieser Stelle wurde auch ersichtlich, was hier bei Nacht passieren koennte, wenn man mit irgendeinem Piratentaxi unterwegs ist oder auch nur mit oeffentlichem Transport) Eine anwesende Latino-Frau wollte helfen und mich schon vorher aus dem Bus schicken, weil hier anscheinend die ecuatorianische Seite ist. Was ich schon bezweifelte und dass sie sich hier weniger auskennt als ich und ausserdem recht nervoes unterwegs ist, bestaetigte dann auch der vorher schon hilfreiche Mann. Sitzen bleiben! Jedenfalls haelt dann auf der anderen Stadtseite kurz spaeter der Bus und die Jungs sagen an, dass ich hier umsteigen wuerde. Gut, aber wo ist der Bus und wo ist die ecuatorianische Grenzstation. Noch ein Bisle nerven, um zu checken ob sie mir nur Geschichten erzaehlen und ruhig mein Handgepaeck von hinten holen. Mittlerweile bestaetigt auch der hilfreiche Mann, dass ich hier richtig bin. Ein gutes Zeichen. Auf der Strasse nach Aussteigen klarmachen, dass er mir erstmal sagen soll, wo der andere Bus faehrt, bevor ich ihm mein Ticket fuer Gepaeckrueckgabe ueberreich. Mittlerweile kam dann ein Chico angetanzt, der auf einen auf der anderen Strassenseite stehenden Bus zufuchtelte. War allerdings nicht ganz klar, ob er offiziell was mit jenem Bus zu tun hatte. Aber man kann ja mal kucken gehen. Alles klar, der richtige Bus. Rucksack unten rein laden. Neues Land, neue Sitten und der Muskelshirt-Knilch will mir den Rucksack nicht markieren. Was ich dann (einigermassen) freundlich und bestimmt einfordere. Sie wuerden nicht markieren und ich solle vertrauen. Markieren, bitte! Er habe keine Zettel. Markieren, bitte! Sie haetten keine Zettel. Und solle vertrauen, waere ja auch das einzigste Gepaeckstueck, das sie laden. (Mittlerweile kam der Fahrer zur Verstaerkung dazu.) Dann besorgt euch Zettel! Was sie dann machten. Blieb noch offen, zu verdeutlichen, dass ich bei der Grenzstation der Ecuatorianer vorbei musste. Dies war ausserhalb der Stadt und noch ein-, zweimal Erinnern und das ging auch klar. Nicht mal Gepaeckkontrolle fand statt, ebenso wenig wie auf der peruanischen Seite.

Meine erste Bekanntschaft mit einem Ecuatorianer machte ich dann im Bus und er erzaehlte mir mehr als mir lieb war. Nach 19 Uhr dann Ankunft in Cuenca. Schon dunkel und deshalb aus Sicherheitsgruenden in der Naehe des Busbahnhofes, vorbei an den Prostituierten in einem netten, einfachen Hotel fuer ein Bisle mehr wie billigst in Ecuador moeglich, ein sehr nettes Zimmerle mit Kabel-TV und eigenem Bad klargemacht. Fuer mit einem Taxifahrer noch 1 Stunde in der Stadt was Guenstiges suchen war keine Motivation mehr vorhanden. In anderen Schuppen in der Gegend hatten sie anscheinend keinen Platz, aber ich vermute, dass die Betten eben nachts mehrmals vermietet werden sollten…Nach 3,5 Tagen (Schneller als der Direktbus von Santiago anscheinend brauchen sollte) war ich sicher und ohne eine Minute Wartezeit am Zielort angekommen. Keine Schwierigkeiten an den Grenzen. Champions League!
Mittlerweile schon adele aus Bogotá, Colombia: Wir befinden uns im hier sogenannten Winter. Hat ca. 15 Grad, ist jeden Tag bewoelkt und regnet auch jeden Tag hin und wieder.



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