Schenkst Du mir…
11 06 2012…einen Dollar.
Sodele, mittlerweile bin ich in Boa Vista, Brasil. Von Mérida war ich an die Kueste gereist.In einen Touriort namens Choroní. Sehr nett. Und ruhig. 2 Naechte,dann weiter zur Colonia Tovar, eine deutsche Kolonie in der Naehe von Caracas, in den Bergen. Dort sehr gut deutsch gegessen (Sauerkraut mit Eisbein (nennt man das so auf deutsch?), Wurscht, Schaeufele, Krautsalat und Kartoffelsalat). Das war richtig gut gemacht. Dazu ein paar Bierle aus der Kolonie-Brauerei, was sehr durchschnittlich war.
Von der Kolonie nach Caracas und von dort im Nachtbus nach Puerto Ordaz, damit ich dort tagsueber den ersten Sieg von Jogi´s Buben auf dem Weg zum Pott kucken konnte. Ausserdem noch ein Trikot (Semi-original) der „Vinotinto“ gekauft. Von Puerto Ordaz weitere Nachtfahrt direkt nach Boa Vista. So konnte ich mir ausserdem 2 Uebernachtungen sparen und kam nicht zu frueh hier an (morgen geht der Flug). Letzter Halt (gestern Morgen) vor der Grenze (wohl mein letzter Grenzuebertritt hier) war im Busbahnhof von Santa Elena, venezolanisches Grenzdorf. Ich stieg schnell aus, um mir einen Kaffee zu kaufen. Aus Sicherheitsgruenden hatte ich fuer die letzten paar Reisen Teile von meinem Geld im Socken versteckt. So griff ich mir also in den Socken, da ich einen neuen Schein brauchte, weil ich die anderen als Erinnerung mit heim nehmen moechte. Dies hat ein venezolanischer Militaer-Jungspunt beobachtet. Als ich also ins Gebaeude rein lauf geht er hinterher und ruft. Ich schenke dem erstmal gar keine Beachtung, weil hier ja oefter mal Leute was rumrufen, ohne wirklich jemandem mit Blickkontakt zu zeigen, dass er gemeint ist. Genau in solcher („Latino“-)Manier hat es der Militaer mit seiner Wumme um den Koerper geschwungen auch gemacht. Also wies er mich nochmal drauf hin. Und ich solle doch mitkommen. „Was ist los?“ frag´ ich ihn, ich dachte mir aber schon, dass mich die Socken-Geschichte auffaellig gemacht hatte. Woher ich bin und meinen Reisepass bitte. In seinem Zimmerle fragen sie (er und seine Kollegin), wo den mein Gepaeck sei und ich erzaehl, dass ich ja weiter fahr und nur raus bin, um einen Kaffee zu kaufen. „Gepaeck holen, das wird jetzt kontrolliert“. Gesagt getan und im Zimmerle musste ich fast alles auspacken und er stellte mir verschiedene Fragen. Dann auch, was ich mit meinem Socken gemacht hatte. Musste ihm das Geld zeigen und da kam der Klassiker: „Kannst Du mir nicht einen von Deinen Dollars schenken?“. „Fuer mein Sparschwein“ und „Du verstehst schon…!“.
Nach so langer Zeit schien es also zum ersten Mal auf Korruption rauszulaufen.
2 Optionen:
Option A: Ihm einen Dollar schenken,tut ja nicht weh. Und ich komme vermutlich ohne Probleme ueber den folgenden Grenzuebertritt.
Option B: Nix geben. Und ich bekomme vielleicht groessere Probleme.
Ich hatte mir ja vorgenommen (nach den weisen Worten meiner ehemaligen Mitreisenden aus New York, die bei der peruanischen Migration das aus Prinzip abgelehnt hatte und dafuer weniger Aufenthaltstage im Land kassierte), Korruption nicht zu unterstuetzen. Also waehlte ich Option B und sagte, dass das mein Geld ist und das ich es brauche.
Er fragte mich auch, warum ich die Dollars haette. Geistesgegenwaertig konnte ich mir verzwingen nicht zu sagen, dass ich damit venezolanische Dollars besorge (auf dem illegalen Schwarzmarkt mit dem Parallelwechselkurs). Sagte ihm, dass ich sie habe, weil man bei Grenzuebertritten oft somit weiter kommt, wenn man die andee Waehrung noch nicht hat. (Was auch stimmt, allerdings hatte ich nie soviele wie derzeit, die ich mir fuer den Tausch in Venezuela aus Ecuador mitgebracht hatte und viele uebrig blieben = sparsam gereist) Er hat noch ein, zwei mal insistiert, ob ich nicht was fuer ihn haette, waehrend ich flugs mein Zeug wieder einpackte und ihn ignorierte. Dann schnell geklaert, ob wir nun fertig seien und schnleunigst abgeduest. Das ging also nochmal gut und der folgende Grenzuebertritt verlief ohne Probleme. Glueck gehabt. Zumal sich in meinem Besitz derzeit 3 Fussballtrikots (Los „cafeteros“ = die Colombianos, los „guaranies“ = die Paraguayos und los „vinotintos“ = die Venezolanos), 2 davon Faelschungen und eine CD Piraterie-Musik befindet.
Fast waere ich uebrigens zum WM-Quali-Spiel Venezuela gg. Chile gegangen. Tickets waren aber schnell ausverkaut (Proteste, Randale, Scheiben des Ticketschalters zerstoert).
Adele aus Boa Vista: Tropisch warm (um 30 Grad) und feucht. Es ist Regenzeit, heute sind schon 2 groessere Regen runtergegangen.