Noch mehr Brasil…bis heute

8 06 2011

Sodele, von Blumenau sind wir mit Nachtbus nach Curitiba. Leute sagen diese Stadt ist die Stadt mit der hoechsten Lebensqualitaet. Dort waren wir erst mal im HI-Hostal untergebracht, das im Zentrum liegt. Curitiba ist eine sehr saubere Stadt und hat sogar einen Abschnitt mit Kopfsteinpflaster ohne Autos und netten Gebaeuden. Dort waren wir praktischerweise sonntags, als der Markt stattfand, mit Ramsch sowie brasilianischen Spezialitaeten zu Essen und Trinken. Ausserdem sind wir zufaellig im Restaurant “Schwarzwald” gelandet, das eben in dieser Fussgaengerzone liegt. Dort haben wir erstmal eins, zwei Chopp (Zapfbier) nach deutscher Brauart, allerdings von der brasilianischen Brauerei Brahma hergestellt, zu uns genommen. Das Bier von „deutschen“ Brauereien hier aus Brasilien war viel zu teuer, da haette eine Halbe 6-8 Euronen gekostet. Das Brahma war aber recht schmackhaft. Fuer mich gabs ein Dunkles, interessanterweise mischen die dafuer einfach das Blonde mit dem Schwarzen, fertig ist das Dunkle. Der Kellner war noch begeistert, dass wir Europaer sind und als Deutscher hat man natuerlich meistens das Bier-Gespraech auf seiner Seite. So hate er uns 2 Schnapsglaeser geschenkt. Dort gibt es Submarino, einen Schnaps eingeschenkt im Schnapsglas und im Bierglas versenkt. Das Restaurant ist auch bei brasilianischen Touris sehr beliebt, die meisten Gaeste waren wohl Touris. Dort haben wir Rahmschnitzel mit Gemuese und Spaetzle gegessen und sind so doch noch in den Genuss eines recht gut gemachten deutschen Essens und halbdeutschen Biers gekommen. Und das ausserhalb der deutschen Koloniestadt Blumenau.

Nach 2 Tagen konnten wir dann zu Freunden, Rodrigo und Lara, ziehen. Dort waren wir gut 1 Woche und konnten sehen, wie Brasilianer leben. Wir haben den Kultfilm „Tropa de Elite“, Teil 1 und 2 gesehen. Er handelt von den Gegebenheiten in den Favelas (Armenviertel) in Rio: Polizei, Drogenhandel, Gewalt, Korruption, Armut. Exklusiv wurde von den Gastgebern der Film zwischendurch angehalten, Unklares und Hintergruende erklaert. Die beiden haben uns netterweise 2 CDs mit brasilianischer Musik gebrannt und mitgegeben. Am Wochenende sind wir freitags in eine mexikanische Bar zum Bier trinken und schwatzen. Samstags waren wir in einer grossen Bar mit Live-Musik. Samstag Nachmittag waren wir in einem Restaurant, wo es wie ueblich samstags in Brasil Feijoada-Buffet gab. Feijoada ist wohl das bekannteste bras. Gericht, Bohneneintopf mit verschiedenen Fleischsorten drin, lange und auf eine bestimmte Art gekocht alles. Sie machen davon auch eine sog. Caldo (sinngemaes Bruehe bzw. Sud uebersetzt), das im Glas mit Schnittlauch und scharfen Sachen gewuerzt getrunken wird. Dazu wird gerne Caipirinha getrunken, wir haben uns natuerlich angepasst… Als kleiner Dank haben wir bei ihnen meistens gekocht, natuerlich waren auch Kaesspaetzle auf der Speisekarte. Das Appartment der beiden ist in einem ruhigen Viertel im 22. Stock eines sogenannten Condominios, mit Blick auf den nahegelegenen Park, wo ich meine Laeufe Nummer 23,5 und 24,5 der Reise verbuchen konnte. Die beiden haben uns noch uebriggebliebene Tickets fuer den Touribus geschenkt. So haben wir ausnahmsweise mal an einer Touribusstadttour teilgenommen, der Bus war ca. 2,5 Stunden durch die – sehr gruene – Stadt unterwegs. Von Curitiba aus haben wir in einem Tagesausflug den wohl bekanntesten Zug Brasiliens genommen. Nach Morretes, auf Meeresniveau. In Cordoba gehts auf ca. 1000 Hoehenmetern los und der Zug steigt durch den atlantischen Wald ab, siehe Bilder. Einmal waren wir nochmal in einer Churrascaria, diesesmal in einer groesseren, wo es am Buffet alle moeglichen Sachen gab.

Von Curitiba sind wir nach Atibaia gereist, wo ein Grossteil von Barbara´s brasilianischen Freunden wohnt oder zumindest herkommt und am Wochenende hingeht. Dort konnten wir bei Flavio´s Mama Christina wohnen. Am ersten Abend konnte ich gleich Flavio selbst und die besten Kumpels Betinho und Caio kennenlernen. Natuerlich war Bier und Fussbal Thema und so lernte einer der Brasilianer die Figur „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch kennen. Betinho hat mir den Spitznamen Floripa verpasst und in anbetracht dass man mich am Sonntag gerne mitkicken haette sehen, kuendigte Flavio mich als Beckenbauer an, auch wenn ich gleich klargemacht habe, dass mein Resort eher Volleyball ist und ich vielleicht nicht der geeignete Fussballmitspieler bei ihrem eingespielten, trainierten Team bin. Flavio ist Mitbesitzer eines Fussballplatzes. In Brasilien ist es nicht wie in Deutschland ueblich, dass jeder Flecken seinen Fussballverein mit Platz hat. Deshalb gibt es private, eingezaeunte Kleinfelder mit Kunstrasen, wo sich Fussballer zu Freundschaftsspielen verabreden und kleine Kids Fussballtraining nehmen koennen. Der Typ, der dort die Geschaefte regelt ist ehemaliger professioneller Fussballspieler.

In Atibaia waren wir eingeladen zu einem Geburtstag eines einjaehrigen Maedchens. Dafuer hatten die Eltern einen Veranstaltungsort gemietet, wo es Bedienungen mit Haeppchen, Getraenken (Der Bierkellner war meine Vertrauensperson), kleines Buffet, riesen Spieleland fuer die Kids, Zauberer, der bei den Leuten vorbei kam, DJ, aufwendige Deko, Fotograf, sogar Kameramann der filmte… gab. Die meisten Frauen kamen aufgetakelt, wie zu einer europaeischen Hochzeit. Spaeter wurde das arme Kind durch einen Spalier von Angestellten und Verwandten unter tosendem Laerm geschleppt und ihr wurde ein Staendchen gesungen. Danach gab es noch eine Bildershow aus ihrem Leben und am Ende der Show wurde der Film ueber den Kaiserschnitt des Kindes gezeigt. Nach einigen Bierle und Bisle Haeppchen sind wir mit ein paar Freunden los, um ins Busca Vida zu gehen. Ca. 1h Fahrt ins Nichts, geparkt wurde auf einer  steilen, schotterigen Wiese, irgendwo im Wald. Dort war eine Art Tanzbar mit Live-Musik (Forro und Samba), Freigelaende. Spezialitaet ist Pinga (anderer Name fuer Cachaca) mit Mel (Honig), ein hochprozentiges Abschiessgetraenk. Netter Ausflug!

Am folgenden Sonntag habe ich mir das mitkicken erspart. Die Jungs haben haushoch verloren, gegen die Jungs aus der Muckibude. Es gibt eine interessant-luschtige Geschichte ueber eben jene Muckibude, die ich aber aus Sicherheitsgruenden hier nicht veroeffentlichen werde.

Die restlichen Tage haben wir mit (Fast-)-nichtstun verbracht, ich habe noch einen Beitrag fuer die Hochzeitszeitung meines besten Kumpels Andi nach Deutscheland geschickt und wir haben unseren Lieblingssender Travel and Living und Kochsendungen und Filme gekuckt. Ausserdem hat uns eine Freundin eines Kumpels von Flavio eingeladen bzw. Gebittet, ob wir nicht bei ihrem Englischkurs an der Privatschule, an der sie arbeitet, vorbeikommen koennten und mit den Jugendlichen ein Bischen ueber unsere Reise plaudern. Das haben wir also gemacht und mit den recht aufgeweckt und teils sehr gut englisch sprechenden Jugendlichen Bisle geredet. Einer wusste sogar, dass Deutschland annodazumal in viele, viele kleine Gebiete (Herzogtuemer etc.) aufgeteilt war.

Von Atibaia sind wir nach Sao Jose dos Campos, zur quirligen Pri, auch eine brasilianische Freundin von Barbara. Sie hat uns am ersten Abend was Schoenes gekockt: Im Wok gegarte Tintenfischringe (Lulas) und Krabben (Camarrao), mit Gemuese, Kartoffeln, Zwiebeln. Am 2 Tag wieder Kaesspaetzle gemacht. Sie hatte mal einen deutschen Freund aus Stuttgart-Degerloch und ihr Haushalt ist voll mit deutschen Artikeln, Ein Liter Buechse Paulaner, Massglas, Suessstoff vom Kaufland, Artikel vom PLUS,… Der Kumpel Betinho war im Busca Vida von meinem Bierkonsum beeindruckt und hat das der Pri gesteckt, weswegen diese mehrere Paletten Buechsenbier in den Kuehlschrank gestellt hat.

An einem Wochenende sind wir nach Sao Paulo, die Brueder Ricardo (Kaka) und Marcelo (Celo) zu besuchen, die ich in Valparaiso in Chile kennengelernt hatte. Dort wurden wir in dem Haus ihrer Eltern Franziska und Daniel beherbergt und lernten noch den dritten Bruder Mauricio kennen. Sie hatten offenbar extra Betten zwischen den Zimmern getauscht, Kleiderschraenke ausgeraeumt,… um uns in einem eigenen Zimmer in einem grossen Bett einzuquartieren. Die Mama hat eine riesen Freude gehabt und alle waren erstaunt, dass wir nur mit kleinem Gepaeck fuer ein langes Wochenende gekommen waren. Sie dachten wir bleiben mindestens eine Woche und koennten auch gerne einen Monat oder so bleiben. Nach dem sehr guten Mittagessen der Mama alle zusammen Champions League-Finale kucken und abends sind wir ins Innviertel Sao Paulos ein Bierle trinken, dort haben sie uns viel ueber Sao Paulo erzaehlt und das ein oder andere ueber Brasil. Am Sonntag nahmen sie uns mit zum Mercado Municipal (kleiner und uninteressanter als gedacht und angekuendigt) im Zentrum, die schoene Estacao da Luz und den netten Parque da Luz. Zufaellig eine, kleine Ausstellung ueber die Verfolgung und Morde waehrend der Militaerdiktatur gesehen und noch Bisle durchs Stadtzentrum getingelt. Bis Dienstag sind wir noch geblieben, die Mama hat sehr gut, klassisch brasilianisch gekocht und einiges erklaert.

Nochmal zurueck nach Sao Jose dos Campos, wo wir in einen Caldinho (einfaches Suppenbuffetrestaurant) gegangen sind, daheim Halbfinale Copa Libertadores zwischen Cerro Porteno (Paraguay) und Santos (Brasilien) gekuckt haben (langweilig). Nach 2 Tagen sind wir allerding frueher als erwartet abgereist. Dazu mal mehr in persoenlichen Gespraechen…

Wir sind dann nach Ubatuba in das Dorf bzw. Praia (Strand) de Lazaro ins HI-Spiesser-Hostal. Tausende Regeln und obwohl wir die einzigsten Gaeste hier sind, haben sie drauf bestanden uns in die hier maennlich-weiblich getrennten Mehrbettzimmer zu verteilen. Witziger Teil der an der Zimmertuer ausgehaengten Regeln: Wenn du spaet heimkommst torkel nicht beim Laufen, stoss nirgends an und versuch moeglichst gerade zu laufen. Sie haben allerdings eine beachtliche DVD-Sammlung und so kucken wir meist DVDs. Dabei waren u.a. die Brasil-Klassiker Cidade de Deus und Meo nome nao e Jonny. Schon 3 mal haben wir nach Keinohrhasen mit Till Schweiger gefragt der im Verzeichnis steht aber leider hat ihn jemand mit nach Hause genommen. Die letzten 2 Tage haben wir in der Pfanne (fuer den vorhandenen Grill muss man den Brennstoff selber kaufen) Picanha, das beste Stueck Fleisch in Brasil, gebrutzelt. Gestern hats gewittert und es gab mehrmals Stromausfall, uebrigens in Brasil oefter der Fall, in Proto Alegre hatte mal fast die ganze Stadt mehrere Stunden keinen Strom und im Hostal wurden Kerzen verteilt. Scheinbar hat das Stromnetz auch ansonsten oefters Spannungsschwankungen, wo mal das licht ein Bisle schwaecher wird.

Adele aus Praia de Lazaro: Wetter wie gehabt. Heute gut fuer Strand.



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