Nachtraege/Aktuelles aus Brasil

26 06 2011

Sodele, ein paar Nachtraege:

In Sao Jose dos Campos bei Pri gabs mal noch Quentao, so was wie Gluehwein, nur mit Cachaca und weiteren Zutaten. In unserem Fall war das 1 Liter Cachaca fuer 3 Leute. Das Ganze wird warm getrunken. Neben Gluehwein typisches Getraenk fuer die Zeit im Juni, in dem in Brasil verschiedene religioese Feste zu Ehren irgendwelcher Heiliger stattfinden. (Der heilige Sankt Florian ist meines Wissens nicht dabei…). Pri hatte ganz viel Spass an ihrer kleinen, luschtigen Kaffeemaschine, in die man so Blechbehaelter reinstellt und unten Kaffeespezialitaeten rauslaufen. In den Hostals mit geschlechtergetrennten Zimmern des internationalen Jugendherbergsverbands werden an der Rezeption gratis Kondome bereitgestellt. Valentinstag ist in Brasilien irgendwann im Juni.

In Sao Paulo haben gerade die Arbeiten fuer ein neues Fussballstadion fuer die WM 2014 begonnen. Im Amazonasgebiet in Manaus soll auch eins gebaut werden. Bezahlt von der dortigen Regierung. Manaus ist Fussballbrachland und bei den Spielen im bestehenden Stadion sind in der letzten Saison vierhundertirgendwas Zuschauer im Schnitt zu den Spielen gekommen. Die ueberwiegende Mehrheit der Brasileiros (zumindest laut Freunden aus Sao Paulo) wollte die WM im Land gar nicht. Vor ein paar Tagen kamen Berichte, dass sie die Favelas (Armenviertel) ums Maracana-Stadion in Rio de Janeiro „gesaeubert“ haben, die Drogendealer vertrieben haben. Eingesetzt wird von den Bope (Sondereinheit fuer die ganz harten Sachen, siehe auch Filme Tropa de Elite Teil 1 und 2) in Rio uebrigens „Material“, was andere Laender fuer ihre Armeen haben, Waffen, Panzer, Hubschrauber…Favela gesaeubert: auf dem Berg von den Bope-Leuten Flagge von Rio und Brasil gehisst. Erledigt! Uebrigens gibt es in Rio einen sog. Complexo do Alemao (Komplex des Deutschen), das ist ein Gebiet mit 13 zusammen gewachsenen Favelas, die anscheinend mit zu den gewaltsamsten Favelas Rio´s gehoeren.

In den Favelas von Rio ist o alemao (der Deutsche) eine Art Schimpfwort fuer einen Feind (Person oder befeindete, im Drogengeschaeft rivalisierende Gruppe eines anderen „Huegels“ (=andere Favela)), wie man uns erklaert hat, als wir den Film „Tropa de Elite“ gekuckt haben. Anscheinend wandelt sich die Bedeutung etwas dahingehend, was genau gemeint ist. Es koennte also sein:

-eine befeindete Gruppe eines anderen Berges („morro“)

-Elitepolizist der Policia Militar

-oder heutzutage anscheinend jede Art von Feind im Drogengeschaeft

Gibts in einem (normalen) Freundeskreis einen deutsch aussehenden oder gar deutsch staemmigen, wird er auch gerne o alemao (der Deutsche) genannt. Aber nicht als Beleidigung.

Im Moment sind wir im Touriort Paraty, schon in der Naehe von Rio de Janeiro. Davor waren wir in Penedo, Bundesstaat Rio, aber in der Naehe Bundesstaat von Sao Paulo. Dort haben wir uns ein Appartement mit Kueche gegoennt. Ueber uns war ein Paar und die hatten wohl so ein Whirlpool-Teil. Eines Nachmittags Tropfte Wasser von der Decke. Zum Glueck waren wir gerade da und so haben wir der Tante Bescheid gegeben und sie hat in der „Suite“ oben nachgekuckt. Jetzt war das so, dass die beiden eingeschlafen waren, als sie das Badewasse angestellt hatten. Alles stand dann 10 cm unter Wasser und die beiden dachten sich, die unauffaelligste Variante waere, einfach nix zu sagen. Das Wasser wird bis zum naechsten Tag schon verdunsten, oder die naechste Putzkraft muss sich dann morgens drum kuemmern.

Bier trinken die Brasilianer noch kaelter als die Suedeuropaer, gestern war in der Kneipe (Copa Libertadores Finale kucken, Santos aus Brasil zum ersten mal Titel geholt, gegen Penarol aus Uruguay) minus 4 Grad eingestellt. Optimale Trinktemperatur eines neulich zu mir genommenen Bieres laut Aufdruck auf der Flasche 2-4 Grad plus.

Apropos dieses Bier: Im arschkalten Campos do Jordao, wo die Brasilianer Urlaub machen im Winter, waren wir neulich, da anstrengende Anreise, abends im preiswerten Restaurant unter dem Hostal. Dort souveraen eine Truta (Forelle, typisch fuer die Berge hier) und ein Eisenbahn-Bier, Typ Koelsch, bestellt. Der Kellner bringt ein Eisenbahn Typ Dunkel und fragt netterweise noch, ob das i.O. ist. Nein sag ich, meine Truta soll ja nicht in einer suessen Malzbruehe schwimmen. „Koelsch gibt es nicht.“ Dann bring mir halt ein blondes Fassbier. Kurz spaeter kommt er mit einem Baden-Baden (eine der deutsch-bras. Brauereien) Flaschenbier an, Nullsechs Liter. Was laut Karte statt 6 (Eisenbahn) stolze 11 Reais kosten soll. Er verkauft mir das als mein Blondes und verheimlicht den teureren Preis, ueber den ich mich aber vorher bei der sorgfaeltigen Getraenkewahl zum Glueck informiert hatte. Schoen und gut, aber abgelehnt, weil ich will ja nicht fast das doppelte zahlen, er solle es also wieder mit nehmen. Vielleicht wegen der aufgrund in einer mir nur begrenzt bekannten Sprache stattfindenden Diskussion entnahm mir der Moço (Kellner) eventuell einen leicht angestrengt-verzerrt-angespannten Gesichtsausdruck. Vielleicht war es aber auch wirklich ausgestrahlter Aerger, weil der Brasileiro tatsaechlich ausgerechnet einem Deutschen ein Dunkles fuer ein Koelsch und dann noch ein teures fuer ein billiges Bier andrehen wollte. Oder hat er wegen meinem nach ca. 2 Monaten Brasil quasi akzentfreien portugiesisch (Achtung, Party-Gag) am Ende gar nicht gemerkt, dass ich kein Brasileiro bin?

Jedenfalls hat er mir das teure Baden-Baden dann zum billigen Preis da gelassen, „damit ich mich nicht so aufrege“. Sauber, sogar auf der spaeter ausgestellten Rechnung hielt der Moço Wort.

In Campos do Jordao wird auch das Baden Baden gebraut und es gibt im Touristadtteil Vila Capivari ein Restaurant von der Brauerei. Deutsche Gerichte, was aber schweineteuer war. Ausserdem natuerlich das Baden Baden Bier, auch schweineteuer, deswegen haben wir zusammen die dortige Roestiversion probiert. Die waren in einer Backform offensichtlich im Backofen ueberbacken worden. Auch nicht ganz schweizerisch, aber auf jeden Fall besser als die Variante in Blumenau. Auszug aus den Bierpreisen, bitte vor dem Lesen auf eine sichere Sitzflaeche sitzen, nicht stehen…!

Normales Choppbier (Fassbier):

-150 ml inkl. des Glases 8 Reais

-230 ml ohne Glas 9 R.

-330 ml inkl. Krug 15-18 R. (verschiedene Sorten)

Verschiedene Biersorten aus der Nullachtfuffzehn nullsechs Liter Flasche aus dem Supermarkt 18-21 R.

Cervejas Sazonais (saisonale Biere) auch in nullsechs Liter:

-Christmas 20R.

-Celebration de inverno (inverno heisst Winter) 21 R.

-Baden Tripel, Warnung: bitte nochmal Sitz ueberpruefen, festhalten, Menschen mit schwachem Herz und/oder Nerven sofort Computer abschalten, nie mehr anmachen und bei der naechsten Muellabfuhr hinstellen: 118 Reais

Die Empfehlung der erlesenen Karte war beim Stout Dark Ale uebrigens, dieses Bier als Begleiter zu Schokolade zu „geniessen“.

Bei fast jedem Supermarktbesuch lande ich ja wie von Geisterhand haeufig am Bierregal und so war mir schon vor Wochen aufgefallen, dass so ein Nullsechser Bier guter Braukunst dort sogar schonmal schnell ueber 10 Reais kosten kann. Wie ich weiss sind in Brasilien die Steuern auf gewisse Gueter unwahrscheinlich hoch. Vielleicht koennte das ein Grund sein. Verschiedene Brasilianer habe ich dazu schon interviewt, aber die Antwort war noch nicht ganz ueberzeugend. Verschiedene moegliche Gruende wurden nach und nach angefuehrt:

1.) Hoehere Produktionskosten bzw. auch einfach kleinere Verkaufs-Mengen und dadurch teurer herzustellen. Glaubte ich nicht, das rechtfertigt keinen zigfachen Preis verglichen mit gewoehnlicher Pils- oder Exportploerre. Also…

2.)…die verdammt hoehen Steuern in Verbindung mit..

3.)…dass die Kultur der Regierung einfach nicht aufwendiger gebrautes Bier untertuetzt.

Zumindest muesste dann tatsaechlich bei der Besteuerung ein Unterschied zwischen normalem und besserem Bier gemacht werden. Dass muss nochmal nachrecherchiert werden.

Aufwendig gebrautes Bier heisst in Brasil sowie auch in den spanisch sprachigen Laendern uebrigens Cerveja (Cerveza) artesanal (was im Portugiesischen nur anders gesprochen wird als im Spanischen), was soviel heisst wie Kunstbier oder kuenstlerisches Bier.

Hier in Paraty waren wir vor ein paar Tagen abends im Staedtle eine Gelegenheit gesucht, um das Finale der Copa Libertadores zu kucken. Die bekannteste Biertrinkkneipe mit Fernseher war voll oder die freien Plaetze boten keine Sicht auf die Glotze. Also die Altstadt entlang gestrollt und eine nett scheinende Kneipe mit Glotze entdeckt. Ein Tischle mit Haupttribuene Mitte-Sicht ergattert und die Karte studiert. Diese glaenzte mit stolzen Bierpreisen und wir hatten natuerlich nicht Geld fuer einen Abzockerschuppen eingeplant. Also die Pfuetze mit dem geringsten finanziellen Opfer gewaehlt und beim Moço geordert. In der Folge machte sich auf einer kleinen Buehne eine 2-Mann-Band parat und auf eine der letzten Seite der Karte stellte sich heraus, dass frecherweise 8 Reais fuer das Aufspielen einer Band abgerechnet werden sollte. Also gut, den Moço nochmal her zitiert und erklaert, dass wir nix von Band bezahlen gewusst haben und auch gar nicht so viel Geld dabei hatten. Er redet mit dem Chef… Die Rueckmeldung hat er uns vorenthalten und war ausserdem am Nachbartisch mit Fleisch am Tisch Bruzeln beschaeftigt. Die kleine (da billigste) Kinder-Bierpfuetze war mittlerweile verdunstet und das Spiel der Halbzeit nahe. Kurz spaeter kam dann der aushelfende Cheffe persoehnlich vorbei, um nach dem Rechten zu kucken und anzufragen, ob ich gerne noch so ein Kinderbier haette. „Weiss nicht“ hab ich ihm gesagt, wusste ja nicht wie das Ganze ausgehen wuerde. Meine Begleiterin hat ihm nochmal die Sachlage erklaert und er meinte, er wuerde fuer die Band nix verlangen. (Anmerkung: Die Band wurde mittlerweile quasi von der Buehne geworfen und der Fernseher lauter geschaltet. Anscheinend hatten auch die anwesenden brasilianischen Gaeste eher Interesse am Fussballspiel als an einer Band, fuer die man auf der Rechnung mit einer zusaetzlichen Position ueberrascht wird.) Er wuerde also fuer die Band nix verlangen, allerdings koste es 8 Reais „Eintritt fuers Spiel“. Ja klar, wer`s glaubt. Nochmal die Sachlage verdeutlicht, dann doch ein Bier bestellt und bei Anlieferung hab ich mich nochmal beim Cheffe versichert, dass natuerlich auch nicht fuer den angeschalteten Fernseher extra bezahlt werden muss. Alles klar, zur Halbzeit sind wir trotzdem abgeduest, teuer wars ja sowieso. Haben dann an einer Plaza ein nettes Kneiple/Restaurant entdeckt, wo tatsaechlich die Bierpreise guenstig waren. Sofort auf die freien Barhocker am Tresen verholt und eine nullsechser, eiskalt gekuehlte Pulle Itaipava-Bier geordert. Santos hat gegen Penarol 2:1 gewonnen und nach dem 0:0 im Hinspiel zum ersten Mal in der Clubgeschichte die Taça (Pokal) abgesahnt. Ein Anwesender Santista (Santos-Fan) hat durchgedreht. So war der Fussballabend doch noch geglueckt.

Wegen meiner blonden Lockenpracht werde ich seit Monaten und speziell in Brasil mit dem Surfergruss gegruesst. Brasilien ist, wenn ich das in den Nachrichten neulich richtig verstanden habe, dritter beim Konsum von Kosmetikartikeln, hinter USA und Japan.

Adele aus Paraty: Winter hat kuerzlich angefangen, es hat entspannte, warme ca. 25 Grad, Sonne scheint jeden Tag.



Noch mehr Brasil…bis heute

8 06 2011

Sodele, von Blumenau sind wir mit Nachtbus nach Curitiba. Leute sagen diese Stadt ist die Stadt mit der hoechsten Lebensqualitaet. Dort waren wir erst mal im HI-Hostal untergebracht, das im Zentrum liegt. Curitiba ist eine sehr saubere Stadt und hat sogar einen Abschnitt mit Kopfsteinpflaster ohne Autos und netten Gebaeuden. Dort waren wir praktischerweise sonntags, als der Markt stattfand, mit Ramsch sowie brasilianischen Spezialitaeten zu Essen und Trinken. Ausserdem sind wir zufaellig im Restaurant “Schwarzwald” gelandet, das eben in dieser Fussgaengerzone liegt. Dort haben wir erstmal eins, zwei Chopp (Zapfbier) nach deutscher Brauart, allerdings von der brasilianischen Brauerei Brahma hergestellt, zu uns genommen. Das Bier von „deutschen“ Brauereien hier aus Brasilien war viel zu teuer, da haette eine Halbe 6-8 Euronen gekostet. Das Brahma war aber recht schmackhaft. Fuer mich gabs ein Dunkles, interessanterweise mischen die dafuer einfach das Blonde mit dem Schwarzen, fertig ist das Dunkle. Der Kellner war noch begeistert, dass wir Europaer sind und als Deutscher hat man natuerlich meistens das Bier-Gespraech auf seiner Seite. So hate er uns 2 Schnapsglaeser geschenkt. Dort gibt es Submarino, einen Schnaps eingeschenkt im Schnapsglas und im Bierglas versenkt. Das Restaurant ist auch bei brasilianischen Touris sehr beliebt, die meisten Gaeste waren wohl Touris. Dort haben wir Rahmschnitzel mit Gemuese und Spaetzle gegessen und sind so doch noch in den Genuss eines recht gut gemachten deutschen Essens und halbdeutschen Biers gekommen. Und das ausserhalb der deutschen Koloniestadt Blumenau.

Nach 2 Tagen konnten wir dann zu Freunden, Rodrigo und Lara, ziehen. Dort waren wir gut 1 Woche und konnten sehen, wie Brasilianer leben. Wir haben den Kultfilm „Tropa de Elite“, Teil 1 und 2 gesehen. Er handelt von den Gegebenheiten in den Favelas (Armenviertel) in Rio: Polizei, Drogenhandel, Gewalt, Korruption, Armut. Exklusiv wurde von den Gastgebern der Film zwischendurch angehalten, Unklares und Hintergruende erklaert. Die beiden haben uns netterweise 2 CDs mit brasilianischer Musik gebrannt und mitgegeben. Am Wochenende sind wir freitags in eine mexikanische Bar zum Bier trinken und schwatzen. Samstags waren wir in einer grossen Bar mit Live-Musik. Samstag Nachmittag waren wir in einem Restaurant, wo es wie ueblich samstags in Brasil Feijoada-Buffet gab. Feijoada ist wohl das bekannteste bras. Gericht, Bohneneintopf mit verschiedenen Fleischsorten drin, lange und auf eine bestimmte Art gekocht alles. Sie machen davon auch eine sog. Caldo (sinngemaes Bruehe bzw. Sud uebersetzt), das im Glas mit Schnittlauch und scharfen Sachen gewuerzt getrunken wird. Dazu wird gerne Caipirinha getrunken, wir haben uns natuerlich angepasst… Als kleiner Dank haben wir bei ihnen meistens gekocht, natuerlich waren auch Kaesspaetzle auf der Speisekarte. Das Appartment der beiden ist in einem ruhigen Viertel im 22. Stock eines sogenannten Condominios, mit Blick auf den nahegelegenen Park, wo ich meine Laeufe Nummer 23,5 und 24,5 der Reise verbuchen konnte. Die beiden haben uns noch uebriggebliebene Tickets fuer den Touribus geschenkt. So haben wir ausnahmsweise mal an einer Touribusstadttour teilgenommen, der Bus war ca. 2,5 Stunden durch die – sehr gruene – Stadt unterwegs. Von Curitiba aus haben wir in einem Tagesausflug den wohl bekanntesten Zug Brasiliens genommen. Nach Morretes, auf Meeresniveau. In Cordoba gehts auf ca. 1000 Hoehenmetern los und der Zug steigt durch den atlantischen Wald ab, siehe Bilder. Einmal waren wir nochmal in einer Churrascaria, diesesmal in einer groesseren, wo es am Buffet alle moeglichen Sachen gab.

Von Curitiba sind wir nach Atibaia gereist, wo ein Grossteil von Barbara´s brasilianischen Freunden wohnt oder zumindest herkommt und am Wochenende hingeht. Dort konnten wir bei Flavio´s Mama Christina wohnen. Am ersten Abend konnte ich gleich Flavio selbst und die besten Kumpels Betinho und Caio kennenlernen. Natuerlich war Bier und Fussbal Thema und so lernte einer der Brasilianer die Figur „Kopfballungeheuer“ Horst Hrubesch kennen. Betinho hat mir den Spitznamen Floripa verpasst und in anbetracht dass man mich am Sonntag gerne mitkicken haette sehen, kuendigte Flavio mich als Beckenbauer an, auch wenn ich gleich klargemacht habe, dass mein Resort eher Volleyball ist und ich vielleicht nicht der geeignete Fussballmitspieler bei ihrem eingespielten, trainierten Team bin. Flavio ist Mitbesitzer eines Fussballplatzes. In Brasilien ist es nicht wie in Deutschland ueblich, dass jeder Flecken seinen Fussballverein mit Platz hat. Deshalb gibt es private, eingezaeunte Kleinfelder mit Kunstrasen, wo sich Fussballer zu Freundschaftsspielen verabreden und kleine Kids Fussballtraining nehmen koennen. Der Typ, der dort die Geschaefte regelt ist ehemaliger professioneller Fussballspieler.

In Atibaia waren wir eingeladen zu einem Geburtstag eines einjaehrigen Maedchens. Dafuer hatten die Eltern einen Veranstaltungsort gemietet, wo es Bedienungen mit Haeppchen, Getraenken (Der Bierkellner war meine Vertrauensperson), kleines Buffet, riesen Spieleland fuer die Kids, Zauberer, der bei den Leuten vorbei kam, DJ, aufwendige Deko, Fotograf, sogar Kameramann der filmte… gab. Die meisten Frauen kamen aufgetakelt, wie zu einer europaeischen Hochzeit. Spaeter wurde das arme Kind durch einen Spalier von Angestellten und Verwandten unter tosendem Laerm geschleppt und ihr wurde ein Staendchen gesungen. Danach gab es noch eine Bildershow aus ihrem Leben und am Ende der Show wurde der Film ueber den Kaiserschnitt des Kindes gezeigt. Nach einigen Bierle und Bisle Haeppchen sind wir mit ein paar Freunden los, um ins Busca Vida zu gehen. Ca. 1h Fahrt ins Nichts, geparkt wurde auf einer  steilen, schotterigen Wiese, irgendwo im Wald. Dort war eine Art Tanzbar mit Live-Musik (Forro und Samba), Freigelaende. Spezialitaet ist Pinga (anderer Name fuer Cachaca) mit Mel (Honig), ein hochprozentiges Abschiessgetraenk. Netter Ausflug!

Am folgenden Sonntag habe ich mir das mitkicken erspart. Die Jungs haben haushoch verloren, gegen die Jungs aus der Muckibude. Es gibt eine interessant-luschtige Geschichte ueber eben jene Muckibude, die ich aber aus Sicherheitsgruenden hier nicht veroeffentlichen werde.

Die restlichen Tage haben wir mit (Fast-)-nichtstun verbracht, ich habe noch einen Beitrag fuer die Hochzeitszeitung meines besten Kumpels Andi nach Deutscheland geschickt und wir haben unseren Lieblingssender Travel and Living und Kochsendungen und Filme gekuckt. Ausserdem hat uns eine Freundin eines Kumpels von Flavio eingeladen bzw. Gebittet, ob wir nicht bei ihrem Englischkurs an der Privatschule, an der sie arbeitet, vorbeikommen koennten und mit den Jugendlichen ein Bischen ueber unsere Reise plaudern. Das haben wir also gemacht und mit den recht aufgeweckt und teils sehr gut englisch sprechenden Jugendlichen Bisle geredet. Einer wusste sogar, dass Deutschland annodazumal in viele, viele kleine Gebiete (Herzogtuemer etc.) aufgeteilt war.

Von Atibaia sind wir nach Sao Jose dos Campos, zur quirligen Pri, auch eine brasilianische Freundin von Barbara. Sie hat uns am ersten Abend was Schoenes gekockt: Im Wok gegarte Tintenfischringe (Lulas) und Krabben (Camarrao), mit Gemuese, Kartoffeln, Zwiebeln. Am 2 Tag wieder Kaesspaetzle gemacht. Sie hatte mal einen deutschen Freund aus Stuttgart-Degerloch und ihr Haushalt ist voll mit deutschen Artikeln, Ein Liter Buechse Paulaner, Massglas, Suessstoff vom Kaufland, Artikel vom PLUS,… Der Kumpel Betinho war im Busca Vida von meinem Bierkonsum beeindruckt und hat das der Pri gesteckt, weswegen diese mehrere Paletten Buechsenbier in den Kuehlschrank gestellt hat.

An einem Wochenende sind wir nach Sao Paulo, die Brueder Ricardo (Kaka) und Marcelo (Celo) zu besuchen, die ich in Valparaiso in Chile kennengelernt hatte. Dort wurden wir in dem Haus ihrer Eltern Franziska und Daniel beherbergt und lernten noch den dritten Bruder Mauricio kennen. Sie hatten offenbar extra Betten zwischen den Zimmern getauscht, Kleiderschraenke ausgeraeumt,… um uns in einem eigenen Zimmer in einem grossen Bett einzuquartieren. Die Mama hat eine riesen Freude gehabt und alle waren erstaunt, dass wir nur mit kleinem Gepaeck fuer ein langes Wochenende gekommen waren. Sie dachten wir bleiben mindestens eine Woche und koennten auch gerne einen Monat oder so bleiben. Nach dem sehr guten Mittagessen der Mama alle zusammen Champions League-Finale kucken und abends sind wir ins Innviertel Sao Paulos ein Bierle trinken, dort haben sie uns viel ueber Sao Paulo erzaehlt und das ein oder andere ueber Brasil. Am Sonntag nahmen sie uns mit zum Mercado Municipal (kleiner und uninteressanter als gedacht und angekuendigt) im Zentrum, die schoene Estacao da Luz und den netten Parque da Luz. Zufaellig eine, kleine Ausstellung ueber die Verfolgung und Morde waehrend der Militaerdiktatur gesehen und noch Bisle durchs Stadtzentrum getingelt. Bis Dienstag sind wir noch geblieben, die Mama hat sehr gut, klassisch brasilianisch gekocht und einiges erklaert.

Nochmal zurueck nach Sao Jose dos Campos, wo wir in einen Caldinho (einfaches Suppenbuffetrestaurant) gegangen sind, daheim Halbfinale Copa Libertadores zwischen Cerro Porteno (Paraguay) und Santos (Brasilien) gekuckt haben (langweilig). Nach 2 Tagen sind wir allerding frueher als erwartet abgereist. Dazu mal mehr in persoenlichen Gespraechen…

Wir sind dann nach Ubatuba in das Dorf bzw. Praia (Strand) de Lazaro ins HI-Spiesser-Hostal. Tausende Regeln und obwohl wir die einzigsten Gaeste hier sind, haben sie drauf bestanden uns in die hier maennlich-weiblich getrennten Mehrbettzimmer zu verteilen. Witziger Teil der an der Zimmertuer ausgehaengten Regeln: Wenn du spaet heimkommst torkel nicht beim Laufen, stoss nirgends an und versuch moeglichst gerade zu laufen. Sie haben allerdings eine beachtliche DVD-Sammlung und so kucken wir meist DVDs. Dabei waren u.a. die Brasil-Klassiker Cidade de Deus und Meo nome nao e Jonny. Schon 3 mal haben wir nach Keinohrhasen mit Till Schweiger gefragt der im Verzeichnis steht aber leider hat ihn jemand mit nach Hause genommen. Die letzten 2 Tage haben wir in der Pfanne (fuer den vorhandenen Grill muss man den Brennstoff selber kaufen) Picanha, das beste Stueck Fleisch in Brasil, gebrutzelt. Gestern hats gewittert und es gab mehrmals Stromausfall, uebrigens in Brasil oefter der Fall, in Proto Alegre hatte mal fast die ganze Stadt mehrere Stunden keinen Strom und im Hostal wurden Kerzen verteilt. Scheinbar hat das Stromnetz auch ansonsten oefters Spannungsschwankungen, wo mal das licht ein Bisle schwaecher wird.

Adele aus Praia de Lazaro: Wetter wie gehabt. Heute gut fuer Strand.



Erste Wochen Brasil

7 06 2011

Sodele, wir haben also von der uruguayanischen Grenzstadt Rivera die Grenze zur brasilianischen Grenzstadt Santana do Livramento ueberquert. Zuerst ohne Gepaeck, da es in diesem Staedtle den Eingangsstempel fuer Brasil gab. Den Ausgangsstempel hat man sich ungefaehr auf der genau gegenueberliegenden Seite im uruguayanischen Staedtle Rivera holen muessen. Abends dann mit Gepaeck, um den Nachtbus nach Porto Alegre zu nehmen. Dort frueh morgens angekommen, hab ich uns erstmal zielsicher mit meinem Urwaldportugiesisch (ca. vor einem Jahr in Manaus erlernt, hahaha) einen Café com leite klargemacht. Halbstuendiger Marsch in eines der Hostals, bei der Touriinfo war ich am Busbahnhof naemlich auch gleich. Zuerst sah es ganz schlecht aus, Bude voll, da Ostern. Nach Bisle hin und her konnten wir dann doch dort bleiben. Im Hostal wurden wir gleich mittags (nach der obligatorischen Siesta, die nach Nachtbussen folgt) von einem Chilenen zu einem typisch chilenischen Essen eingeladen. Ganz net! Er und die meisten anderen Hostalgaeste haben sich dann aber schnell als recht nervig rausgestellt. Ein Gast (ich glaube Brasileiro) flog irgendwann sogar raus. Ganz vorne dabei war auch der  Mitarbeiter, der immer und jedem ein Gespraech in der Grenzsprache portunhol (espanol und portugues gemischt) reindruecken musste. Barbara hat ihm auch einen witzigen Namen gegeben, den ich aber hier nicht veroeffentlichen kann. Porto Alegre war eher enttaeuschend, mehr oder weniger langweilig. Am Interessantesten war noch die Feira do Peixe (Fischmarkt), der gerade stadtfand. Dort haben sie aus einem grossen Becken lebende Fische in Tueten gepackt und verkauft. Ausserdem ganze Fische am Klemmholz gegrillt und Spiesse von Fischfilet, was wir ja probierten, siehe Bilder. Ins Kneipenleben sind wir bei ein paar Bier und den ersten Caipirinhas auch mal eingetaucht, war aber nicht spektakulaer. Ausserdem sind wir fuer mich das erste Mal in eine Churrascaria gegangen, ein Grillrestaurant. Dort bekommt man fuer einen festen Preis (in diesem Fall 30 Reais) einige Beilagen an den Tisch (in groesseren und teureren gibt es noch Buffet mit allem moeglichen, nicht nur Beilagen, dazu) und es kommen immer Kellner mit grossen Spiessen, an denen verschiedene Fleischsorten und Wurstsorten dran sind, an den Tisch und wenn man ja sagt, bekommt man was runtergeschnitten. So lange bis man satt ist. Ausserdem sind wir ja zum Copa Libertadores (Champions League) Spiel zwischen Gremio und Universidad Catolica, dem chilenischen Meister gegangen. In den Chilenenblock mit ca. 5 anderen Fans. 2:1 fuer uns! Im Hostel fuer mich die ersten Gehversuche in portugiesisch, noch recht muehsam, auch wenn ich mit passablem spanisch als Grundlage vieles schon verstehen konnte. Im Hostel haben wir noch den netten, sehr gesund lebenden Columbiano (aus Bogota) Hugo und einen ehemaligen Koch aus Peru kennengelernt. In einem Gebrauchtbuecherladen hab ich mir dann gleich mein erstes Buch auf portugiesisch (Donald Duck-Heftle) zugelegt. Protagonist ist neben den bekannten Walt Disney-Stars auch Ze Carioca, brasilianischer Gegenpart zum chilenischen Condorito und z.B. dem argentinischen Trevellin (Goofy), siehe auch Internet zur Geschichte dieser Figuren. Zu Ostern gabs vom Hostal eine nette Geste und jeder Gast hat eine Suessigkeit und einen kleinen Zettel „Frohe Ostern „ bekommen. Sie haben vergessen 2 Naechte abzurechnen, eine haben wir zugegeben…

Als naechstes sind wir nach Garopaba gereist, ein Ort in dem im Herbst/Winter Wale vorbeiziehen. Leider waren wir etwas zu frueh. Allerdings war es ein netter Ort mit schoenem Strand und ganz wenig los da Nebensaison. Dort haben wir auch in einem Hotel fuer 50 Reais das Doppelzimmer mit Glotze, Bad und sehr sauber klargemacht. Ausserdem ein riesen Fruehstueckbuffet. Wohl der beste Deal bisher auf der Reise, zumindest der nobelste, fuer weniger Geld was zum Beispiel das klassische Hostel (mit Mehrbettzimmer, geteiltes Bett, kleines Fruehstueck) normalerweise in Brasil kostet.  Ausserdem haben wir im Promenadenrestaurant ein super Angebot erwischt und fuer schlappe 25 Reais fuer beide zusammen 4 ordentliche Fischfilet, Salat, einige Beilagen bekommen. Topp!! Dazu noch ein Opa-Bier! Die Tage dort haben wir Strandurlaub gemacht joggen gewesen, einmal gewandert und den Weg verloren, Sonnenstich dazu.

Danach gings an den Klassikerort Florianopolis, genannt Floripa, genauer Barra da Lagoa, auf der Insel. Super Wetter, nicht zu heiss, und nur ganz wenig Leute. Ein deutsch-schweizer Paaerle hat einen ganzen, frischen Fisch gekauft und der Hostelbesitzer hat in  in 2 Haelften auf den Grill gelegt. Ausserdem gebratene Krabben, ein Gaumenschmaus. Zum Nachtisch Riesen-Caipirinha. Wir treffen nochmal den Columbiano Hugo. Die Hostelangestellten rauchen morgens zum Wachwerden erstmal Bisle bewusstseinserweiternde Kraeuter.

Von Floripa nach Blumenau, wo wir uns deutsche Immigrantenkultur erwartet haben. Leider erwischen wir nur einen ganz, ganz schlechten Deal mit dem „Hotel“ (wohl der schlechteste der reise), im Restaurant mit deutschen Spezialitaeten und Bier haben sie es geschafft, das Bier so stark zu kuehlen, dass es gefroren ist uns nicht ausschenkbar war. Der Kellner besass dann noch die Dreistheit uns Heineken (!!!) anzubieten und da ist mir fast die Hutschnur geplatzt und hab mich ausnahmsweise mal eingemischt (Barbara redete ja normalerweise, weil sie die Sprache kann) und wenigstens ein brasilianisches Bier bestellt. Es wurde uns gesagt, in 5 Minuten gibts deutsches Bier. Ja klar…wir habens dann beim brasilianischen Kaiserbier belassen. Zum Essen gabs Sauerkraut, Blaukraut, Bratwuerste, Eisbein, Schaeufele, Weisswurscht… aber auch eher maessig gemacht. Am darauffolgenden Tag noch in die Vila Germanica (das germanische Dorf innerhalb der Stadt), wo das groesste Oktoberfescht ausserhalb Deutschlands stattfindet. Dort schweizer Roesti gegessen, auch nicht der Hit, nur fettig, diehe Bilder. Ansonsten bietet die Stadt Fachwerkhaeuser wie in Deutscheland. Ach ja, im komischen, teuren Hotel liefen in der Nacht in der Alkispilunke nebenan Hits wie You´re my heart, you´re my soul von modern talking oder Summer of 69 von Bryan Adams.

Adele aus Lazaro, Stranddorf bei Ubatuba: Wetter wechselhaft, tagsueber mal bewoelkt und frisch, mal Regen, mal Sonne und angenehm. Nachts kuehl, es wird Winter.

Logo aqui: Freunde besuchen in Curitiba, Atibaia, Sao Jose dos Campos, Sao Paulo. Strandurlaub im Litoral des Bundesstaates Sao Paulo.