Ueber`s Handeln, Reisen, Leute treffen

17 07 2011

Sodele, im Bus nach Ciudad del Este eine nette, aeltere Argentinierin getroffen, die nicht nur viel ueber die Politik in ihrem Land sondern auch, mal wieder darueber berichtet hat, dass Ciudad del Este ein gefaehrliches Pflaster ist. Den Argentiniern wird anscheinend sogar Angst gemacht, in einen der groessten Handelsplaetze des Kontinents einzutauchen. Gut, der internationale Bus hat mich also hinter der Grenze auf paraguayanischem Boden rausgelassen. Er wuerde ja nicht warten, bis die Formalitaeten erledigt sind, das war klar. Vom Kutscher noch zeigen lassen, wo ich meinen Stempel bekomme. Es war zwar statt Einreise- der Ausreiseschuppen, aber so hab ich zufaellig nebenan bei der netten Touritante eine ganze Weile ueber dies und jenes gequatscht. Auf der „Einreise-Seite“ dann ohne Probleme und ohne Gepaeckkontrolle 90 Tage Aufenthalt bekommen. Die Idee war eigentlich, an der grossen Strasse irgendeinen vorbeikommenden Bus aufzuhalten, der mich mit zum Busbahnhof nehmen wuerde, wo es Unterkunft gab. Kam allerdings nix, also nach einem kleinen Marsch irgendwo anders an einem Bussteig einen Hobel gefunden. In der Naehe des Terminals gleich ein „Hospedaje“-Schild gesichtet und abgecheckt. Billig, aber ziemlich versifft, Bierbuechsen standen noch im Zimmer, muss ja nicht sein. Info geholt und um die Ecke, waehrend aus dem Haus Frauengestoehne, sei`s nun live oder von einem Filmchen, zu vernehmen war. Um die Ecke war das ganze Haus eine Bruchbude, also wieder zurueck Richtung Busbahnhof und an einem kleinen Imbissladen gefragt. Sie hat mich erstmal mit grossen Augen angekuckt und es gaebe kein Hostal, nur Hotel, in der Naehe. Bis ihr dann auffiel, dass sie ja auch Zimmer hat. Gut, ein grosses Zimmer mit grossem, steinharten Bett, Glotze (Kabel mit zig Kanaelen) und Bad. Fuer 50000 Guaranies. Guter Fang!

Gleich mal ins Staedtle, bisle auf dem mercado negro umkucken. Alles halb so wild, sogar fuer Europaeer. Je naeher man Richtung bras. Grenze kam, desto eher wurde man direkt auf brasilianisch angesprochen. Schonmal erste Verhandlungen ueber 3 Replica-Trikots der „Albirroja“, Nationalelf von Paraguay gefuehrt, um Preise zu checken. Ausserdem 5 Raubkopie-CDs mit Musik, verhandelt fuer 4000 Gs. pro Stueck. Dollar leider noch keine dabei gehabt, weil damit guenstiger. An einem Kiosk noch eine Milanesa klargemacht und Small-Talk mit der Besitzerin und ihrer brasilianischen Mitarbeiterin gehalten. Empfehlung ueber den Friseur von gegenueber geholt. Fuer schmales Geld, 2,60 Euronen, Haare schnippeln lassen, wobei mir nicht ganz klar war, was ich ihm sagen soll, wie schneiden. Habs dann mal so probiert: „Schneid so, damit es wieder ca. halbes Jahr wachsen kann, bis es so ist wie jetzt“. Ersten Kommentaren zur Folge, ist es aber geglueckt.

Es war ja arschkalt abends und so sassen die Eignerin und ein paar Leute, um ein kleines Feuerle in so einem kleinen Steh-Blech-Grill. Dazugehockt und Bisle geplaudert, wobei ich bei der Unterhaltung in Guarani (2. offizielle Sprache des Landes, die angeblich 90 Prozent auch reden) natuerlich aussteigen musste. Die Eignerin hat ueber dem Feuer eine Chipa gebacken, die ich dann uebernahm, als sie mal wegmusste und drohte, zu vebrennen. Spaeter kam ein luschtiger Typ, offensichtlich Familienbesuch und kam auf mich zu und streckte mir ohne ein Wort zu sagen eine Plastiktuete mit einem toten Reptil entgegen. Sah aus wie ein Krokodil in mini, aber ohne gefaehrliche Zaehne. Ich glaube auf Guarani heisst es Tatu.

Am Folgetag, den grossen Staudamm Itaipu, den Brasil und Paraguay gemeinsam gebaut haben und sich teilen (alles geteilt durch 2, sogar die Mitarbeiteranzahl muss gleich verteilt sein), besichtigt. Das Ding ist natuerlich imposant, das groesste der Welt (noch, die Japaner bauen schon…), die Fuehrung war allerdings maessig, dafuer gratis. Hauptsaechlich wurde man mit Zahlenspielen ueberhaeuft, die ich mir natuerlich nicht alle gemerkt habe.

-Bis 2023 muss Paraguay noch Schulden abzahlen, die sie fuer den Bau aufgenommen haben. Bei Investoren aus Brasil, USA und Deutscheland.

-Ingenieure aus 150 Laendern waren am Bau beteiligt

-Mit dem Teil kann man 50 Mio. Menschen mit Strom versorgen

-die Tiere, die dort lebten, wurden gerettet und irgendwo anders angesiedelt

-im Stausee haben sie nahe der Turbinen irgendwelche elektronischen Teile, die die Fische weglenken, damit sie nicht mit durchgezogen werden

Dann haben sie noch weiter Zahlenspiele gemacht, wieviele Eiffeltuerme (ein paar Hundert glaub ich) man mit dem verbrauchten Stahl bauen koennte. Der verbrauchte Beton ergaebe eine Strasse bis Nordamerika. Etc. Der Staudamm heisst Itaipu, Guarani fuer „Stein, der singt“, weil glaub ich die Ureinwohner das Rauschen, produziert vom Wasser, so bezeichnet haben.

In Ciudad del Este war noch Einkaufen angesagt. Ich brauchte ein Poloshirt, weil mein anderes faerbte und ich in die Schweiz mitgegeben habe. Also ein schoenes in einem Laden entdeckt. Sollte 6 Dollar kosten. Hab dem Maedle gesagt, fuer 4 nehm ich`s mit. Preis nicht verhandelbar sagt sie. Also danke gesagt und gegangen, aber mit dem Plan wieder zurueckzukommen, da es gut war und es nicht so viele Poloshirts gab im Staedtle.

Also mittlerweile in einen riesen Rammschladen, wo sich die Leute zusammentreten und manche Laeden standardmaessig in Dollar oder Reais kassieren. Man kann aber ueberall in allen 3 Waehrungen bezahlen, Guarani, Dollar, Reais. Dort zufaellig neue Sportsocken und Fuesslinge gefunden. Man muss das Zeug dann abgeben, bekommt einen Zettel wo alles notiert ist. Muss raus aus der Verkaufsflaeche, um eine grosse Flaeche rum, wo alle Sachen, in Plastiktueten verpackt und mit Zettel versehen liegen. An einer kleinen Bude muss man dann bezahlen und mit dem Beleg bekommt man seine Sachen von der grossen Flaeche. Ich hab das Maedle gefragt, was es in Dollar machen wuerde. „2,50“. Also gab ich ihr 3 einzelne Dollarscheine. Sie kuckt mich an, gibt mir einen wieder zurueck und ausserdem 1,50 in Reais zurueck. Topp!

Wieder zurueck, wo mein Poloshirt hing. Na gut, ich nehm`s mit. Das Maedel ging dann zu einer anderen Frau und die haben irgendwas getuschelt. Bei der Kasse und einer dritten Frau hab ich dann schonmal 5 Dollar rausgekruschtelt und wollte grad den sechsten suchen. Da kommt das Maedel und sagt der Kassiererin: Macht 5 Dollar. Sauber!

Ausserdem nochmal CDs und DVDs mit Musik und bras. Filmen gekauft.

Von Ciudad del Este gings weiter nach Asuncion. Natuerlich das billigste Ticket genommen, am Tag davor gekauft. Um 10.20 sollte er fahren, von der Schmuggler-Firma (wie Tage spaeter im TV zu sehen war) kamen und gingen staendig Busse und waren genug Mitarbeiter am schaffen. Nur von meiner nicht, das war schon verdaechtig. Um ca. 10.45 dann mal im Buero gefragt, was los ist. Da hat er mich schnell umgebucht auf einen der anderen Firma. Dazu, was  mit seinem Bus ist, hat er nix kommentiert. Fahrt dauerte dann jedenfalls auch 7 statt der angesagten 5 h.

In Asuncion nicht so viel gemacht, wir waren ja schon mal im Januar da. Mal auf dem kleinen Flohmarkt abgehaengt und Violeta’s (Tochter der Hostelbesitzerin) Studienkolleginnen kennengelernt. Siehe auch Bilder. Ausserdem neue Haengematte fuer die anstehende Flussfahrt gesucht. Angebot leider erschreckend mager. Anscheinend gibts Probleme, Stoff zu bekommen. Alles in Brasilien, sagen sie. Trotzdem eine schoene und interessante gefunden. Sie ist naemlich mit Olimpia beschriftet, einem Fussballclub. Ausserdem noch Nathalie aus Paris kennengelernt, die sich kurzfristig fuer die Schiffsreise entschieden hat, nachdem sie schon mit gepacktem Rucksack an der Tuer sass.

Ach ja, und eines abends bin ich in’s Theater, weil dort typische Taenze gezeigt werden sollten, laut Hostalbesitzerin. Ich dachte an was Traditionelles, Folklore z.B. Das Ende vom Lied war, dass ich wohl das erste Mal im Leben bei einer Ballettvorfuehrung war. Anscheinend meinte sie das Thema der Auffuehrung (Mythen), das typisch fuer Paraguay waere.

Die Flussreise war entspannt, insgesamt nur 5 Passagiere und wir beiden waren die einzigsten mit Haengematte. So war man schnell mit allen und der gesamten Mannschaft des Schiffes (7 Personen) bekannt, Essen wurde ausgetauscht, ich hab Pferdefleisch probiert und wurde zum Terere-Trinken eingeladen, von Felix, einem der Crew-Mitglieder. Hatte ihm zuvor ein ppar Bilder unserer WM’Tour 2006 geschenkt, u.a. vom Stadion in Berlin. Er hat eine Berlinerin kennengelernt und moechte da eines Tages hin. Vom Boot wollte ich grade aussteigen in Concepcion, da hat mich die einzigste Frau der Crew angeschwaetzt ob ich ihr schnell ein paar Stuehle wegraeumen helfen koennte. Zum Dank hat sie mir dann ein Whiskey-Cola und ein Mittagessen spendiert. Sie hat mal in Norddeutschland mit ihrem deutschen Mann gelebt. Fast haette ich dann verpasst, auszusteigen, bevor es weiter gefahren waere.

Jetzt bin ich also in Concepcion, „die Perle des Nordens“, irgendwann seht ihr auch auf Bildern warum. Jedenfalls spuert man hier nach 2,5 Monaten Sueden Brasil’s wieder mehr Suedamerika, Obst- und Gemuesestaende auf der Strasse, Staubstrassen, ueberall Musik zu hoeren, alles total entspannt, ueberall Fahren sie mit Kutschen rum, am Strassenrand wird Terere getrunken,…

Vorgestern bin ich am Stadtrand rumgelaufen und zufaellig an einer Churrasqueria vorbei gekommen. Also eingekehrt. Die nette Besitzerin ist Brasileira und so haben wir bestimmt ein Stuendle geschwaetzt, auch ihr Sohn kam noch dazu.

Einmal am Busbahnhof vorbeigschlendert und Bisle rumgekuckt. Da kam einer aus seinem Buero, winkt mich her, fragt mich ohne dass ich was sage, ob ich Ami bin. Dann holt er eine Blockfloete aus seinem Schraenkle und spielt mir ein Lied traditioneller, paraguayanischer Musik vor. Ein Lied, zu dem Frauen tanzen, der Rythmus ahmt den Galopp der Pferde nach. Daher kommt auch der Name der Musik.

Gestern im Trinkschuppen das Ausscheiden Argentinien`s aus der Copa verfolgt. Heute spielt Paraguay gegen Brasil.

Wahrscheinlich Dienstag gehts weiter flussaufwaerts mit dem Schiff. Wahrscheinlich bis Bahia Negra. Und dann mal sehen.

Adele aus Concepcion, immer noch Winter, immer noch heiss. Nachts hats gewittert.



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