Meine Zeit in Ancud auf Chiloé

9 02 2012

Sodele, was macht man eigentlich so lange am gleichen Ort?

Ende 2010 hatte ich hier ja von aussen die Pension gestrichen und mit den Besitzern bestand seither staendig Kontakt. So hatten sie mich gerade ein Tag bevor ich Anfang Dezember als Ueberraschungsgast wiedergekommen war per Mail eingeladen, Weihnachten und Sylvester mit ihnen zu verbringen.

Seither lebe ich also sozusagen hier. Touristisch gesehen Zeitverschwendung und vielleicht langweilig vertreib ich mir die Zeit mit:

-spanisch lernen

-Leute kennenlernen

-vieles ueber Land, Leute, Kultur, Latinos, Fuehren einer Pension und ueber die Leute selbst lernen

-auch mal touristisch unterwegs sein und touristische Ziele besichtigen

-suedamerikanische Rezepte lernen

-in der Pension helfen (Einkaufen gehen, zum Steuerberater gehen, Amtsgaenge erledigen, in andere Sprachen fuer andere Reisende uebersetzen, Brennholz bunkern, Hausrueckseite streichen, neues Schild der Pension malen, Mail-Korrespondenz machen, Telefonate beantworten, Leute empfangen/Wuensche erfuellen, kleinere Hausmeister-Taetigkeiten erledigen…)

-Filme ausleihen und kucken

-zum Essen von anderen Reisenden eingeladen werden

-Blog schreiben

-nach Europa telefonieren

-joggen gehen

-backen, kochen

-Carretera Austral (auf Festland, Bericht folgt) bereisen

-selbstverstaendlich meist ausschlafen

-die Mahlzeiten gemuetlich (und aufgrund des taeglichen Geschaefts der Pension zu unterschiedlichen Zeiten) einnehmen

 

Ausserdem haben wir tatsaechlich Weihnachten und Sylvester zusammen gefeiert. In Chile wird in einem typischen Haushalt Weihnachten folgendermassen verbracht: Es gibt genau wie bei uns auch einen Weihnachtsbaum, meist ein kuenstlicher. Dieser wird geschmueckt wie bei uns auch und es werden im Sueden Chile´s traditionell Baumwollfetzen (als Imitation des Schnees, den die europaeischen Einwanderer aus ihren Laendern kannten), Kirschen und Suessigkeiten drangehaengt, was dann am 06.01. von den Kindern “geerntet” werden darf. Heutzutage nicht mehr so verbreitet und auch bei uns gab´s das nicht, siehe Bilder. In Patagonien und damit auch auf Chiloé ist das klassische Weihnachtsessen Lamm. Dafuer muss man sich schon Wochen vorher um das Fleisch kuemmern und dann einige Tage vorher vorbestellen. Wir haben das Lammfleisch in den Ofen geworfen. Es gab einen Salat, typischerweise mit Palmherzen. Ausserdem einen ordentlichen Nachtisch. Typisch auch Weihnachtsbrot, ein suesses Brot, aehnlich unserem Apfelbrot. Gegessen wird ca. um 23 Uhr. Getrunken wird Wein und Punsch, der hauptsaechlich aus Wein und dem Saft aus in Buechsen eingelegten Erdbeeren besteht. Und den zermalmten Erdbeeren selbst. Natuerlich kippt der Latino noch Zucker dazu. Danach Bescherung.

In Colombia wird 9 Tage vor Weihnachten das Grippenspiel aufgebaut und jeden Tag bis Weihnachten wird an der Aufstellung ein Bisle was geaendert. In Firmen ist es teilweise so, dass in diesen Tagen jeden Tag eine andere Abteilung Grippenspiel spielen muss, also mit den Leuten als Darsteller. In grossen Wohnblocks laeuft es so ab, dass jeden Abend ein anderer Haushalt die Leute bei sich haben und Essen, Trinken, etc. zubereiten.

An Sylvester haben wir dann gegrillt, was wohl auch viele machen, weil in den Tagen davor haben sie ueberall Kohle verkauft. Die Idee ist, dass man auch so um ca. 23 Uhr isst, damit man direkt nach dem Essen zum neuen Jahr gratuliert. Nach dem Aberglaube gibt es die Sitte, dass bei der Unterwaesche speziell fuer Sylvester ausgesucht wird, welche Farbe man traegt. Verschiedene Farben bringen dann verschiedene Dinge im neuen Jahr. Welche Farbe was bedeutet hab´ ich grad´ nicht praesent.

Viele neue Bilder in der Galerie, die ich demnaechst noch beschriften muss.

Adele aus Ancud: Wetter siehe vorhergehender, kurzer Artikel.



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