Ausflug zur Carretera Austral

16 02 2012

Sodele, eines Donnerstag´s bin ich also von Ancud mit dem Bus in den Sueden der Insel nach Quellón gefahren. Dort ausgestiegen, bewahrheitete sich, was man schon erzaehlt bekommen hatte: Noch nie zuvor hatte ich in so kurzer Zeit so viele Besoffene auf der Strasse gesehen, am fruehen Abend. Sie lehnten an die Hauswaende, stolperten aus Kneipen raus und wieder rein. Gegenueber so einer Spilunke an der Kuestenpromenade habe ich mich eine Weile hingehockt und mich nochmal mit Essen gestaerkt, bevor´s auf der Carretera Camping-Kost geben sollte. Als es so langsam daemmerte hab´ ich mich Bisle weiter Richtung den anderen – auf die Abfahrt der Fahre zum Festland wartenden -Touristen verholt, um nicht in eine unangenehme Situation mit einem der Schluckspechte zu geraten.
Tag 1:
Um Mitternacht ging also die Faehre und am naechsten Morgen um ca. 7 Uhr (schlecht geschlafen, unbequeme Sitze) gingen wir am Anleger in Chaitén von Bord. Perfekt, um den Marsch zu starten, zunaechst gehts durch das von der Vulkan-Asche stark in Mitleidenschaft gezogene Dorf Chaitén. Bei diesigem aber ueberwiegend trockenem Wetter bin ich also losgelatscht, in die abgelegene Gegend der Carretera Austral rein. Wenig Verkehr, belassene Natur. Per Anhalter waere einfach gewesen. Ein LKW, der schon ein paar Leute hinten drauf hatte, hat sogar einfach angehalten und wollte mich mitnehmen, obwohl ich laufen wollte. Gut 30 km bin ich gelatscht, nur die letzte knappe Stunde hat es etwas mehr geregnet, bin aber durch Waldgebiet (was es nicht so schlimm machte) hoch zu den Termas del Amarillo gelaufen. Eine Familie wollte mich auch wieder mitnehmen, habe aber nochmals abgelehnt. Am Camping-Platz (auf dem Gelaende der Termas) angekommen, wartete schon der Typ, der mich zuvor mitnehmen wollte. Mein Zelt hatte ich noch nicht mal aufgebaut kam ein kleines Maedle und lud´ mich ein, einen Teller Pasta zu essen. Topp! Zelt schnell aufgebaut und in den Kommunen-Pavillon verholt, wo mich eine typische, nette und besorgte (“du bist ja ganz nass” und “hast bestimmt Hunger”) chilenische Mama empfing und mir besagten Teller Pasta waermte. Ausserdem reichte sie mir ein Glaesle Rotwein und ein aelteres argentinisches Ehepaar kam noch dazu und so gab´s noch eine nette Unterhaltung dazu. Bemerkenswert: Jenes Paaerle hatte ihre Flitterwochen in Stuttgart verbracht. Ja, das gleiche Stuttgart, Hauptstadt des schoenen Schwabenlands, im Herzen Europa´s. Ich bin also auf Wanderreise gegangen, mit Zelt und Essen im Rucksack, wandere einen Tag und bekomme ohne einen Finger krumm zu machen bei Ankunft Essen mit Glaesle Wein serviert. Danach belohnte ich mich mit einer mehrstuendigen Abhaengerei im Therme-Becken, das Wetter war ja Thermen-Wetter. Meine alte Hose war mal wieder, nass wie sie war, wie nasses Papier gerissen. So war naehen angesagt und danach kochte ich mir noch mein Camping-Essen, dass ich mir dann im dunkeln zu mir fuehrte.
Tag 2:
Die Nacht hatte es durchgeregnet und am Morgen blieb es regnerisch. Ich nahm mir vor, erst mal loszulatschen und wenn mir jemand anbieten wuerde, mich mitzunehmen, wuerde ich heute annehmen. Als ich gerade loslaufen wollte, fragte mich der Typ vom Vortag und diesmal nahm´ ich an. So kam ich locker flocking schon bis nach Puerto Ramírez, wo ich mich absetzen lies, um am naechsten Tag Richtung letztes Dorf (das Dorf Palena) vor meinem Endziel Lago Palena weiterzukommen. Angekommen, fing es kurz spaeter an, richtig zu schuetten und so wurde der Rest des Tages im Zimmerle verbracht. Abends genehmigte ich mir Abendessen in der Pension: panierter Fisch aus dem nahegelegenen Lago Yelcho, mit Pommes, Brot und Butter. Beim Essen lernte ich Jaime kennen, der am naechsten Tag mit seiner Strassenarbeiten-Maschine genau nach besagten Palena gehen wuerde. Er bot mir an, mich mit zu nehmen.
Tag 3:
Nach einem ausgiebigen Fruehstueck in der Pension machte ich es mir – stehend mit gesenktem Kopf – im Fuehrerhaus gemuetlich und wir bewegten uns langsam Richtung Ziel und unterhielten uns gut. Im naechsten Dorf Malito kam uns ein, Jaime bekannter, Strassenbauingenieur (der mal fuer eine zeitlang in der Quadrate-Stadt Mannheim lebte) entgegen mit seinem Pick-Up. Er nahm mich mit bis Palena und setzte mich direkt bei der Pension ab, die mir Jaime empfohlen hatte. Clevererweise erzaehlte ich der Dame gleich, dass ich mich bei Jaime ueber guenstige Unterkunft informiert hatte uns so bekam ich Jaime´s Firmentarif: unschlagbare 9000 Pesos chilenos, allerdings mit Fruehstueck, Mittag- und Abendessen oder Fruehstueck plus eines der beiden Essen fuer 6000. Topp!
Ich musste meine 90 Tage Aufenthalt in Chile erneuern und deswegen war Teil meines Reise-Plans, in der Naehe der argentinisch-chilenischen Grenze kurz dorthin zu gehen, nach Argentina aus- und gleich wieder einzureisen nach Chile. Auf der Polizei-Station im Dorf informierte ich mich, ob das klappen koennte. Die 12 km zur Grenze. wanderte ich durch nette Landschaft. Bei der chilenischen Grenzbude dem Typ mein Vorhaben erklaert, damit ich nachher nicht zurueck komm´ und er mir sagt, ich muss mindestens 24 Stunden in Argentina bleiben. Er und sein Zoellner-Kumpel wurden etwas misstrauisch, dass ich eventuell in Chile illegal arbeitete und stellten mir dahingehend ein paar Fragen. Ging aber letztlich klar und so lief ich noch die paar Hundert Meter zur Grenzbruecke ueber den Río Encuentro (Fluss der Zusammenkunft). Ich erwischte beim Ueberqueren ein paar, mir entgegenkommende Schafe, wie sie vermutlich illegal die Grenze uebertraten. Auf meinem Rueckweg waren sie noch da und ich schoss sicherheitshalber Beweisfoto. Auf der argentinischen Seite standen ein paar Containerbuden, wo die argentinischen Zoellner ihr Buero hatten. Ich erzaehlte ihnen, dass ich jetzt einreisen und gleich wieder ausreisen wuerde, wegen den 90 Tagen. Da sagte einer der beiden: “Du bisch aber ein cleverer Kerle”. Und das sagte er genau so, wie´s hier steht, mit “suedlaendischem” Akzent. Sein Opa war Oesterreicher und 1908 nach Argentina ausgewandert. Nachdem geklaert war, dass es oben im argentinischen Grenzdorf nix zu sehen gab, stempelten sie mir Ein- und Ausreise. Mein kuerzester Aufenthalt in einem Land endete also nach 5 Minuten nach einer kleinen, netten Unterhaltung. Mittlerweile hatte sich es offenbar rumgesprochen, dass ich 90 Tage mehr brauche. So stellten auch die Argentinier scheinbar Fallen mit ihren Fragen. Und zurueck in Chile am ersten Posten, wo das Gepaeck kontrolliert wird, war da noch ein seit kurzem dort arbeitender chilenischer Grenzer am Fotos von der Umgebung machen. Auch er stellte mir offensichtlich noch ein paar Fallen. Bei den Chilenen, die stempeln, musste ich dann halbes Stuendle warten, weil sie grad´ zu Mittag assen und mir nicht aufmachten. Zurueck ins Dorf bin ich per Anhalter und lernte dabei einen etwas schraegen Musiker aus Puerto Montt, der zu den Feiern des “Rodeo von Palena” gerade im Dorf war, kennen. Er lud´ mich, falls ich mal Schlafgelegenheit in Puerto Montt brauchte, in sein Haus ein. Danach Mittagessen in Pension, es gab leckeres Lamm. Rest des Tages: Entspannung. Abends kucken wir im Wohnzimmer den Clásico “Boca gegen River” im sogenannten “Sommer-Turnier”, das in Argentinien zwischen den beiden Meisterschaften “Clausura” und “Apertura” als Lueckenfueller stattfindet. Der Sohn der Pension-Besitzerin lebt mit seiner argentinischen Frau in Argentinien.
Tag 4:
Heute war informieren ueber Endziel Lago Palena angesagt. Ein Bisle umgehoert hatte ich mich ja schon und der Weg zum See sollte in akzeptablem Zustand sein, hiess es. Morgens zur oertlichen Touriinfo und mit den Jungs dort sprechen. Sie machten auch einen einigermassen kompetenten Eindruck, der sich aber mit laengerer Dauer des Gespraechs zunehmend verschlechterte. Ich musste mich gut informieren, weil der Weg zum See nicht einfach ist und auch nicht viele machen. Einige Infos und ein paar mehr schlechte als rechte Karten, die aber einen Anhaltspunkt gaben, abgestaubt. Ausserdem eine Telefonnummer eines Typs, der auf ca. halber Strecke wohnte und den ich zur Not als Guide engagieren koennte oder auch einfach nur Bisle ausfragen. Fuer spaeter am Tag sollte ich nochmal wiederkommen, dann haetten sie Preis fuer die Dienste des Guides rausgefunden. Spaeter wieder in der Touriinfo waren die Typen dann nicht mehr da, sondern nur eine Bande von Schuelern, die nicht wirklich weiterhelfen konnten, mir aber den Zettel mit dem Preis und der Telefon-Nummer des Typs vom Morgen gaben. Die Option, den Guide (mit Pferden) zu nehmen, kam fuer mich eh nicht in Frage. Und da die Typen mir erzaehlt hatten, dass man auf dem Weg zum See auf jeden Fall Orte finden wuerde, wo man sein Zelt in den Boden nageln koennte und dass die zu ueberwindende Hoehendifferenz ca. 200-300 Hoehenmeter betragen wuerde, war ich also guter Dinge und ging ins Buero der nationalen Behoerde fuer die ganzen Waelder, Nationalparks, etc., um zu meiner Sicherheit meine Abreise am folgenden Tag anzukuendigen. Der Typ, der mich empfing, war sofort skeptisch und fragte, mit wem ich gehen wuerde und woher ich wuesste wohin, wenn ich alleine ginge. Oft uebertreiben sie ja mit der Panikmache, deshalb hab´ ich ihm erstmal versichert, dass ich mich bei dem Typ auf halbem Weg informieren wuerde und der Weg ja auch ausgeschildert sein wuerde. Er riet mir weiterhin ab und die Sache aenderte sich dann auch schlagartig, als er mir von der wahren Hoehendifferenz von mehr als 1000 Metern mit einem Aufstieg auf im hoechsten Punkt von ca. 1500 Hoehenmetern erzaehlte. Ein Kontrollanruf bei einem anderen schlauen Menschen bestaetigte dann auch die Einschaetzung, dass es gut moeglich war, dass es nach mehreren feuchten Tagen auf dieser Hoehe vermutlich Schnee hat. Damit war das Projekt dann fuer mich Hobbywanderer gestorben und es war klar, dass ich mein geplantes Endziel nicht erreichen wuerde, Was soll´s? Den Rest des Tages machte ich mir noch Gedanken, was ich dann stattdessen die naechsten Tage machen wuerde.
Tag 5:
Idee war, die gesparten Tage zu investieren, um meinen chilenischen Kumpel, den ich mit seiner Frau in Bolivia kennenlernte, in La Junta, ein Stueckle suedlich auf der Carretera Austral zu besuchen. Er war in der gleichen Woche beruflich (ist Forstingenieur) dort. Jaime nahm´ mich wieder ein Stueck mit Richtung Puerto Ramírez, bis ins bekannte Doerfle Malito. Von dort setzte ich mich wandernder Weise in Bewegung und lehnte wieder Mitnahme-Moeglichkeiten ab, um per Wanderung mehr Zeit fuer mich (blablabla, das ist natuerlich nur ein Gag!) und Natur zu haben. Schaetzungsweise 18 km spaeter, als Puerto Ramírez schon nicht mehr weit weg war, um von dort Anhalter Richtung Carretera Austral zurueck zu machen, kam ich an einer sehr netten Stelle vorbei. Der Fluss machte eine grosse Kurve und hinter ein paar Reihen Baeumen formte sich ein netter Flussstrand. Kurzfristig entschied ich, dort mein Zelt hinzunageln (in den schoen weichen Sand) und Wild-Campen am Flussstrand zu machen. Topp! Am anderen Flussufer Bisle weiter oben wohnten welche und ausser 2 Jungs, die mal vorbeikamen, um mit der Schnur zu angeln, war nix los. Beobachtete noch Bisle die Entwicklung des leicht regnerischen Wetters, um kein Risiko zu gehen und setzte dann mein Zelt am Abend in den Sand.
Tag 6:
So war also heute geplant, nach La Junta zu kommen. Noch ein paar Kilometer laufen, bis Puerto Ramírez, um dort per Anhalter zur Carretera Austral zu kommen. Ein paar aus dem Lieblingsland der Reisenden und Unterkunfts-Besitzer kommende Rucksacktouris standen schon da und warteten schon. Damit und ihrer bescheuerten Art und Weise Anhalter zu machen (sich fast mitten in die Strasse stellen, so dass der potentielle Mitnehmer ausweichen muss) wollte ich nix zu tun haben. Ausserdem wollte ich ein Stueck Richtung dem anderen Dorfteil gehen, weil dort die billigere Unterkunft war, fuer den Fall, dass mich keiner mitnehmen sollte. Dort hin verholt, nahm´ mich kurz spaeter ein LKW mit. Schlechte Nachricht, die 3 anderen (einer von ihnen war Ami) sassen schon drin und so musste ich etwas unangenehm, anstatt mit den Fahrern, wie es sich gehoert, zu reden, mir unangenehmen Standard-Fragen aussetzen. Hoeflichkeitshalber alles beantwortet und dann lieber mal aus dem Fenster gekuckt. Sie nahmen uns bis zur Villa Santa Lucía mit. Ich hievte von der Ladeflaeche die Rucksaecke fuer alle runter und waehrend ich noch meine Regenjacke verstaute, verzogen sie sich einfach ohne Tschuess zu sagen. So sind sie halt, die LLTs. War aber auch Per Anhalter Reisen – Konkurrenz angesagt, vielleicht mussten sie sich deshalb so beeilen: Im Dorf standen ca. 15 bis 20 Leute (in mehreren Gruppen) Richtung Sueden, was auch meine Richtung war. Idee war zuerst, ein Stueck zu laufen und eventuell einfach bis zum naechsten gut 20 km entfernten Camping zu wandern. Die Landschaft in diese Richtung sah allerdings nicht herausragend anders aus, so dass ich mich entschied, nur zu warten und im Zweifel, Plaene zu aendern und Richtung Norden zu reisen. Gesagt getan, weil ca. 5-6 Stunden nahm mich keiner mit. Wahrscheinlich alle genzervt von noch mehr Lieblingsrucksacktouristen, die fast in der Mitte der Strasse standen und sich tanzend fast vor ankommende Autos warfen oder andere Unverschaemtheiten offenbarten. Ich strich also die Segel und lief durchs Dorf, um Richtung Norden zu kommen. Tatsaechlich herrschte seltsam maessige Stimmung im ganzen Dorf, die Dame im kleinen Supermarkt, wo ich schnell ein paar Cracker kaufte, war auch ganz sparsam mit Worten. Sie hatte wohl auch schon ein paar suedosteuropaeische Kunden bedient. Jedenfalls lief ich aus dem Dorf raus, wo mich noch ein eben jener Volksgruppe angehoerender mit Fragen loecherte und nach 1-2 Kilometern fand ich dann, einem sumpfigen Wiesenweg folgend wieder eine nette Gelegenheit, wild zu campen, direkt am Fluss.
Tag 7:
Plan war, gleich morgens an der Strasse oben Anhalter zu machen oder den Bus nach Chaitén zu erwischen. Da das Wetter aber zum ersten Mal richtig schoen war und dadurch ein herrlicher Morgen mit guter Luft, keinen Leuten und guter Sicht auf die schoene Umgebung, entschied ich aber, los zu wandern. Bisle spaeter haelt ein Auto einfach an und 2 Strassenarbeiter nehmen mich mit. Verlockende Moeglichkeit, mit den beiden weiter als El Chaitén zurueck Richtung Norden zu kommen. Bis zur Caleta Santa Bárbara. Das liess ich mir nicht entgehen und am kleinen Flugplatz liessen sie mich raus. Die Carretera Austral (hat auch den Namen Ruta 7) lief direkt neben dem Flugplatz vorbei und war an dieser Stelle aber viel breiter, was mir schon etwas seltsam vorkam. Paar hundert Meter weiter wurd´s wieder enger. Kurz vor dieser Stelle kam ein Pick up und drehte vor mir eine Runde und sagte an, ich solle reinspringen, weil gleich ein Flieger ankommen wuerde. Da hatte ich´s dann auch kapiert, dass die Carretera gleichzeitig Start-/Landepiste war. Kurz spaeter sauste dann der kleine Flieger wenige Meter ueber mir ueber die Carretera, was ich aufgrund zu unentschlossener Kamera-Zueckung nicht in den Kasten brachte. Das schoene Wetter ausgenutzt und den Rest des Tages ca. 30 km gewandert, was sich aufgrund widerspruechlicher Angaben auf Karte und anderer Infos nicht genau feststellen laesst. Unterwegs traf ich einen Chilenen, der mir einen schoenen Camping-Platz empfohl. Seine Info war nicht ganz vollstaendig und so landete ich auf einem anderen. Der dortige Knallkopf am Empfang informierte auch sehr lueckenhaft. So lief ich mit Sack und Pack (weil die eigentliche Camping-Zone etwas versteckt war) erstmal den Lehrpfad ab, auf dem Flora und Fauna erklaert werden. Ausserdem, als die Camping-Zone dann entdeckt war, Zelt und Anderes schon ausgepackt, kam dann der besser informierte Obermacker an und wies mich darauf hin, dass ich hier nicht bleiben konnte, weil man fuer die Holzhuette mehr bezahlen musste. Die Stimmung war kurzfristig etwas gesunken. Gemuetlicher Abend im Zelt, da viele Stechmuecken am Start. Zelten guenstig fuer 1500 Pesos.
Tag 8:
Vorhaben, bis zur Caleta Gonzalo zu wandern, knallhart umgesetzt. Am Ende zog´s sich aber gewaltig. Waren wohl insgesamt auch um die 30 km. Aber verdammtes Glueck gehabt: Kurz vor Ankunft regnete es schon leicht und im Moment, als ich auf der Camping-Wiese meinen Rucksack absetzte, oeffnete der Himmel seine Tore und es schuettete. In Rekord-Zeit Zelt auf die Wiese genagelt. Spaeter durften wir es dann unters Dach einer Holzhuette stellen, auch wenn das dann wiederum spaeter der Obermacker dieses Campings widerrufen wollte, uns dann aber dort bleiben lies.
Nach dem Zeltaufbau verholte ich mich mal runter an den Anleger, von wo aus man ein Stueck die Faehre nehmen musste, einzigste Moeglichkeit, weiter nordwaerts zu kommen. Die Leute waren noch am Warten, weil die 1 Uhr-Faehre Verspaetung hatte. Alles etwas undurchsichtig, wie man ohne vorab reserviertes Ticket mitgenommen werden wuerde, das hatte ich in Gespraechen schon mitbekommen. Andere wollten ihre Reise einen Tag vorziehen. Laut Aussagen einer Chilenin, die dort abhaengte und auf Mitnahme-Gelegenheit Richtung Sueden wartete, sollte die Faehre dann spaeter um 19.30 nochmal fahren. Da kam ich dann nochmals wieder und zusammen mit einigen Chilenen wartete ich auf die Ankunft der Faehre, um den Capitano zu fragen, ob man am naechsten Tag ohne Ticket mitgenommen warden wuerde. Die Faehre machte aber nicht wirklich fest, liess Fahrzeuge und Leute von Bord und machte sich dann sofort wieder aus dem Staub. Beim Warten lernte ich Trinidad (Chilenin) und Nick (Australien) kennen, die dann spaeter den Abend mit uns (Aina (Spanierin) und Johannes (Deutscher), die zusammen in Belgien leben) unter dem Schutzdach des Campings verbrachten und dann auf dem Parkplatz im Auto pennten. Stunden zuvor hatte Trinidad, als sie mich mit ihrem Pick up ueberholten mit ihrer wehenden, blonden Maehne aus dem Fenster gewunken. Johannes leihte mir netterweise seinen etwas professionelleren Campingkocher, da meiner mit dem Wind etwas Probleme hatte.1500 Pesos fuers Zelten.
Tag 9:
Johannes und Aina laden mich auf ein Luxus-Campingfruehstueck (Avocado, Tomate auf richtiges, mit Olivenoel getraenktes Brot) ein. Ausserdem gabs kurz spaeter ein kleines Toertle, da Johannes Geburtstag hatte. Ueberraschung von Aina, ausserdem haengte sie Girlanden ans Dach der Schutzhuette. Etwas spaeter als gedacht runter zum Anleger, um schonmal zu den wartenden Leuten dazuzustehen, um spaeter abzuchecken, dass uns der Capitano mitnimmt. Die Faehre kam relativ puenktlich (begruesst von springenden Toninas (Delfin-Art)) und ein mittlerweile angekommenes chilenisches Paaerle (auch zu Fuss unterwegs) fragten schon einen der Besatzung und es war gruenes Licht fuer die Fussgaenger. Trinidad ging direkt auf die Kommando-Bruecke und klaerte ab, ob die beiden mit ihrem Pick Up schon einen Tag frueher mitkommen koennten. Ausserdem klaerte sie netterweise noch fuer mich ab und schickte mich dann kurz spaeter an Bord. Beim Einsteigen haute uns gleich ein chilenischer Herr an und fragte uns, ob wir Fussgaenger waeren und dass er von der Regierung ein Auto haette und uns auf der anderen Seite mitnehmen wuerde. Man musste einen Abschnitt von ca. 10 km auf die andere Seite einer Halbinsel ueberwinden, von wo aus dann eine weitere Faehre fahren wuerde. Klar, da sind wir dabei. Der Mann war dann recht luschtig, sagte erstmal, als wir uns auf der anderen Seite bedankten, dass er eben dafuer vom Staat bezahlt wuerde. Ausserdem, dass seine 5 Soehne gut geraten waeren bis auf einen, der etwas faul geraten waere, ihn dafuer aber schon zum Opa gemacht hat. Mit der zweiten Faehre im Tagesziel Hornopirén angekommen benoetigte ein kleiner LKW Anschiebe-Hilfe und so schoben wir noch ein Bisle (Fotos dazu folgen). Hier hin zu kommen hatte also super geklappt, ausserdem haben uns die Besatzungen fuer zweimal Faehre plus das Stueck an Land nix abkassiert. Das Wetter war maessig und so entschieden wir (das chilenische Paaerle, Aina, Johannes und ich) uns eine Unterkunft zu suchen, anstatt zu campen. Da kam auch fuer 4 Luca (4000 Pesos chilenos) was Guenstiges raus. Spaeter gingen wir noch aufs Dorffescht und genossen Anticucho (Fleisch-/Wurstspiess), Terremoto (klassischer Cocktail) und Chicha (Art Moscht) de Calafate (Beere, die es hier im Sueden Chile´s und Argentina´s gibt).
Tag 10:
Alleine machte ich mich auf den Weg in den Nationalpark Hornopirén, der ca. 18 km ausserhalb des Dorfes seinen Eingang hatte. Unterwegs hielt ein chilenisches Paaerle an und fragte nach dem Weg zu einem Wasserfall und von ihnen liess ich mich 2-3 km mitnehmen. Am Start des Wanderweges zum Park-Eingang war ein Mikro-Saegewerk, wo zwei Typen Holz machten. Die beiden kamen dann kurz spaeter an, um mir den Weg zum Park hoch (ja es ging hoch auf ca. 900 Hoehenmeter) erklaerten, weil wegen des feuchten Wetters der Weg etwas sumpfig war. Ein paar ebenfalls angekommene Chilenen ueberlegten es sich bei diesen Aussichten noch einmal und traten mit ihren Pick ups den Rueckzug an. Ich marschierte los, blieb aber auf dem normalen Weg, weil der Typ in seinen Erklaerungen nicht spezifiziert hatte, wo man den Zaun ueberqueren sollte. Mir die Fuesse Bisle nass zu machen war mir lieber, als mich zu verlaufen. Nach besagtem schlechten Stueck Weg, wo die Wiese mehr als knoecheltief unter Wasser stand (man sich aber mehr oder weniger ueber rumliegende Aeste manoevrieren konnte und sich aber trotzdem die Fuesse naesste) ging´s ordentlich den Berg hoch. Ueber Stock und Stein, Wurzeln, Pfuetzen, Dreck zog sich die Geschichte ordentlich. Das Wetter war diesig und so war die Aussicht oben nicht die, die ich auf einem herrlichen Foto gesehen hatte, was ueberhaupt der Grund war, in diesen Park zu gehen. Trotzdem hatte es etwas fuer sich, der See in diesigem Wetter. Oben war niemand, zuvor waren mir ein paar Leute auf dem Weg nach unten entgegengekommen. Da es sich dann auch einregnete, war es sinnlos (ohne schoene Aussichten) einen der mehreren Wege, die es oben zu machen gab, zu machen. Stattdessen gab´s einen ordentlichen Hafen voll Essen, sollte ja die letzte Nacht campen sein und so konnte ich grosszuegig sein. Mit Einbruch der Dunkelheit kamen noch ein paar andere und stellten ihr Zelt auf, ich war aber die ganze Zeit im Zelt.
Tag 11:
Das Wetter hatte sich nicht gebessert und so war der Plan, sehr frueh loszulaufen, um im Dorf den 13 Uhr – Bus nach Puerto Montt zu bekommen. Also 6.30 raus aus dem Schlafsack und kurz nach 7.15 setzte ich mich in Marsch und gab ordentlich Gas. Fast wieder unten traf ich den Typ vom Vortag und er fragte mich, ob oben ein Parkwaechter waere und das obwohl er mir am Tag zuvor erzaehlt hatte, dass im Moment keiner oben im Park sei. Diesmal die Abkuerzung ueber den trockeneren Weg genommen, dort noch Small-Talk mit einem Bauern (wohl der Besitzer des Grundstuecks) gehalten und am Beginn des Wanderwegs noch mit 2 Studenten aus Santiago geplaudert. Vorne an der Hauptstrasse ins Dorf hat mich ein kleiner LKW mitgenommen. Beim Aussteigen an der Plaza im Dorf sah ich einen Chilenen laufen, sah ihn von hinten und dachte, es waere der Kumpel, den ich weiter suedlich besuchen wollte. Ihn eingeholt und ueber die Strasse seinen Namen gerufen. Da hat er sich umgedreht und wir haben geschwaetzt und ich erzaehlte ihm, dass er mir ja geschrieben hatte, dass er in La Junta waere. Er leugnete staendig und sagte, er waere zu besagter Zeit (als die Mail zu mir kam) im Nationalpark ohne Internet gewesen. Hin und her und er bezweifelte und wollte mir seine Mailadresse sagen. Da haette ich eigentlich schnallen sollen, das ser Thomás und nicht Patricio heisst und ich mich getaeuscht hatte. Hab ich aber nicht. Erst als ich ihn nach seiner Ehefrau fragte und er leugnete, eine solche zu haben, klaerte sich alles auf: Er war Anfang Dezember Gast in der Hospedaje in Ancud und wir hatten uns da auch ein Bisle unterhalten. Und ich hatte mich schon gewundert, warum seine Plaene fuer Ende Februar anders waren, nachdem er mir doch per Mail vorgeschlagen hatte, dass wir in Santiago zusammen in der Cordillera ein paar Wanderungen machen. Leider gab´s dann fuer den ganzen Tag keine Tickets mehr fuer den Bus nach Puerto Montt. Musste also noch eine Nacht in Hornopirén bleiben. Belohnt habe ich mir das mit einer ausgiebigen Siesta. Der Pension-Besitzerin kaufe ich noch 10 kleine, frisch hausgemachte Brote ab.
Tag 12:
Bus nach Puerto Montt, von Puerto Montt Bus nach Ancud.

Insgesamt ca. 170 km gewandert.

Viele Bilder beschriftet und neue dazugekommen. Von der Zeit in Ancud und von diesem Ausflug zur Carretera Austral.

Adele aus Ancud: Der Herbst kommt langsam, es wird kuehler und heute regnet es.



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